Plattform 6020

Ausstellung von Jakob Mödlinger in Innsbruck: Alles ist möglich und nichts heilig

Funkturm oder Pyramide? In Jakob Mödlingers Arbeiten prallen digitale und analoge Welt auf die Kulturgeschichte.
© Mödlinger

Reizvolle Experimente: Der Tiroler Jakob Mödlinger zeigt in der Plattform 6020 Werke, die nach einer klaren künstlerischen Handschrift noch suchen.

Innsbruck – Mensch und Maschine sind im Heute quasi verwachsen. Eine Hand ohne Handy, ein fast schier überraschendes Bild. Dass bei dem jungen Tiroler Jakob Mödlinger (geboren 1997 in St. Johann) die virtuelle Welt in seiner Kunst einen Niederschlag findet, ist kaum verwunderlich. Allerdings ist es bei ihm nicht die Technik, die digital ist, sondern die Inhalte, die den derzeit Studierende von der Bildnerischen in Innsbruck interessieren. Mit „Just Make Me a Computer“ zeigt Mödlinger nun erstmals Werke in der städtischen Fördergalerie Plattform 6020.

Dort zu sehen sind vornehmlich großformatige Papierarbeiten, in denen sowohl malerische als auch grafische Elemente (u. a. Siebdruck und Spraypaint) aufeinandertreffen. Auch wenn eine klare künstlerische Handschrift noch nicht erkennbar ist, das Experiment ist durchaus reizvoll. Ebenso wie Mödlingers Figuren, die in „I Feel Exposed“ (2022) schon mal komplett lost im Raum schweben. In „Erbsünde“ (2023) ist es nicht mehr der rot glänzende Apfel, der zwei Figuren verführt, sondern eine unheimliche Gestalt, aus deren Smartphone sich ein klebriges Netz entspinnt.

Nicht das erste Mal, dass biblischer Stoff auftaucht – in „Michael Needs Thine Help“ an der Stairway to Heaven startet Erzengel Michael einen Aufruf: Wer darf über die Himmelspforte treten? Elon Musik, Jeff Bezos und Mark Zuckerberg? Um Teilhabe wird gebeten. Der Venus von Botticelli hat der Tiroler an anderer Stelle hingegen kurzerhand ein Schweinegesicht verpasst. In Mödlingers Fantasie ist eben alles möglich – und nichts heilig. (bunt)

Plattform 6020. Amraser Str. 2, Innsbruck; bis 3. Juni, Mo–Di 14–19 Uhr, Mi–Fr 10–19 Uhr, Sa 10–17 Uhr.

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