Alles für den Waschbären: Die „Guardians“ sind zurück auf der Leinwand
In ihrem dritten Solo-Abenteuer wirken Marvels „Guardians of the Galaxy“ etwas müde. Um einen der ihren zu retten, reiten sie trotzdem ein letztes Mal aus.
Innsbruck – Der Disney Konzern befindet sich im Kulturkampf. Floridas Gouverneur hat ihm einen künstlichen Krieg erklärt, gegen imaginierte „Wokeness“ und tatsächliche Steuerprivilegien in Florida. Viel Fantasie braucht es nun nicht, um sich Ron DeSantis in der Rolle des neuesten Marvel-Bösewichts vorzustellen. Denn auch dort attackiert ein überambitionierter Schurke die bunte heile Welt der „Guardians of the Galaxy“ in der Asteroiden-Stadt Knowhere. Er nennt sich „The High Evolutionary“ und ist besessen von der Optimierung der menschlichen Spezies hin zu einer ganz bestimmten Perfektion. Dafür braucht er ausgerechnet ein früheres Versuchstier mit der Nummer 89P13 zurück.
Doch 89P13 nennt sich inzwischen Rocket Raccoon – und steuert, um keinen blöden Spruch verlegen, die „Guardians“ durch die Galaxie. Gesprochen wird er auch diesmal wieder von Bradley Cooper – in der deutschen Version leiht Fahri Yardım dem pelzigen Proleten seine Stimme.
Der dritte Guardians-Film im sich unbarmherzig ausdehnenden Marvel-Film-und-Fernseh-Universum liefert die Herkunfts- und Rettungs-Geschichte des Waschbären. Dabei handelt es sich trotz viel Action und Kampf vor allem um eine Aufräumaktion innerhalb des Teams. Die Guardians ziehen Bilanz und die Beziehungen innerhalb der Comedy-Truppe werden neu sortiert. Das macht die Geschichte recht eindeutig nur zu einem Nebenabenteuer. Das Universum insgesamt ist nicht in Gefahr. Deshalb mischen sich all die anderen Marvel-Helden auch nicht ein.
Guardians of the Galaxy. Volume 3.
Ab 12 Jahren. Ab Donnerstag in den Kinos.
Manche Fans und Auskenner mag das enttäuschen, doch die filmische Mission der Guardians war immer schon, Leichtigkeit in das bedeutungsschwere Marvel-Epos zu bringen. Wer also den Start in die neue große Phase der „Multiverse Saga“ erwartet, ist diesmal noch im falschen Kinosaal.
Regisseur James Gunn hat mit dem ersten Guardians-Film 2014 eine neue Note ins Superheldenuniversum eingeführt: Alles war ein bisschen bunter – und selbstbewusst verblödelt. Mittlerweile ist Gunn aber Chef-Stratege der großen Marvel-Konkurrenz – und bei den DC Studios auch für Superman und Co. zuständig. Vielleicht erklärt sich deshalb die Mittelmäßigkeit des neuen „Guardians“-Films. Oder hat sich Gunn mit „Volume 3“ gar dafür gerächt, dass ihn Disney einst wegen einiger alter Tweets gefeuert – und erst nach Fanprotesten wieder eingestellt hat? Darüber lässt sich leicht spekulieren, weil Gunns neuer Film wenig sonderlich Aufregendes bietet. Er ist weder sonderlich schlecht noch anderweitig auffällig. Star-Lord Peter Quill (Chris Pratt) und seine Wahlfamilie jedenfalls reiten etwas müde zur Rettung aus. Die Gags waren schon mal witziger – und die Handlung versucht gar nicht mehr, ihre Geburt am Reißbrett zu verschleiern. Es gibt einen Planeten namens Counter-Earth, der wie der Florida-Vorstadt-Traum eines ambitionierten Gouverneurs wirkt – nur dass alle weißen Amerikaner hier brave Schweinchen-Wesen sind. Die Weltpremiere des Films fand übrigens in Disneyland statt – in Paris, nicht in Florida.