Leitfaden für Kommunen

Gemeinden als Motor der Inklusion: Lebenshilfe will leichteren Zugang zu Wohnungen

Tirols Menschen mit Behinderung wünschen sich einen Arbeitsplatz und fair­e Bezahlung, um ihr Leben selbstbestimmt führen zu können.
© Archivfoto: Böhm

Die Lebenshilfe hat für Tirols Kommunen einen Leitfaden erstellt, wie sie die Teilhabe von Menschen mit Behinderung verbessern können.

Innsbruck – Arbeitsplätze, einen fairen Lohn, barrierefreie Wohnungen, die auch erschwinglich sind, und Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung – alles Dinge, die sich Menschen mit Behinderung in Tirol wünschen. Besonders die Gemeinden im Land können einen großen Beitrag zur Inklusion leisten, meint die Lebenshilfe. Um sie dabei zu unterstützen, hat der Verein einen Leitfaden erstellt.

Zehn Handlungsfelder seien definiert worden und sollen jetzt erstmals in verschriftlichter Form an die Kommunen herangetragen werden, sagt Georg Willeit, Geschäftsführer der Tiroler Lebenshilfe. Bei einem Pressegespräch am Mittwoch anlässlich des Europäischen Tages zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen am 5. Mai wurde das Konzept vorgestellt. „Inklusion funktioniert nur im Zusammenspiel von vielen. Gemeinden sind hier ein wichtiger Partner“, betont Willeit. In vielen Städten und Dörfern gebe es bereits Initiativen, die eine Teilhabe am öffentlichen Leben fördern.

„Oft wird noch zu sehr in klassischen Barrieren gedacht und geglaubt, dass es schon inklusiv sei, wenn die Rollstuhlrampe passt. Inklusion ist aber mehr als eine bauliche Maßnahme. Inklusion ist eine Haltung.“

Inklusion funktioniert nur im Zusammenspiel von vielen. Gemeinden sind hier ein wichtiger Partner.“
Georg Willeit (Geschäftsführer Lebenshilfe)

Dies müsse noch mehr in den Köpfen der Menschen verankert werden, sagt Eva Fleischer. Sie ist Professorin am Management Center Innsbruck und hat zu dem Thema geforscht. „Es braucht Bewusstseinsbildung, es braucht Aufklärungsarbeit über die Lebensrealitäten von Menschen mit Behinderungen“, erklärt Fleischer und schlägt entsprechende Schulungen für Gemeindefunktionieren, Bankangestellte sowie Vertreter von Feuerwehren oder anderen Vereinen vor.

Simon Prucker kennt die Schwierigkeiten, mit denen Menschen mit Behinderungen konfrontiert sind, aus eigener Erfahrung. Er ist Peer-Berater bei der Lebenshilfe und berichtet, dass „fast alle Leute an einen Rollstuhl denken, wenn sie Barrierefreiheit hören. Dabei bedeutet das auch, Informationen in einfacher Sprache zu erhalten, zum Beispiel in Formularen von Behörden, Webseiten der Vereine oder Busfahrpläne.“ Viele Betroffene hätten auch zu wenig finanzielle Mittel, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen. „Taschengeld ist zu wenig“, meint Prucker. „Wir wollen etwas verdienen, um unabhängig und pensionsversichert zu sein.“

Georg Willeit hofft, dass der Leitfaden von den Kommunen gut angenommen wird und etwas bewegt. Beim Thema Wohnen sei etwa noch viel Luft nach oben. „Menschen mit Behinderung brauchen leichteren Zugang zu Gemeindewohnungen“, sagt er. „Damit sie auch dort leben können, wo sie wollen.“

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