Wolfsgehege wieder bewohnt

Drei neue Weibchen im Alpenzoo: Über Innsbruck heult wieder der Wolf

Die mutigste der drei Schwestern hat sich sofort aus ihrem Transportkäfig ins Gehege des Alpenzoos gewagt.
© TT/Rita Falk

Seit vergangenem Sommer war das Wolfsgehege im Alpenzoo verwaist: Nachdem die letzte Wölfin altersbedingt eingeschläfert werden musste, ist jetzt aber wieder Leben in der Bude. Am Mittwoch sind drei weibliche Wölfe eingezogen.

Innsbruck – Vorsichtig streckt sich die graue Schnauze durch die Gitterstäbe und schnuppert. Neugierig. Abwartend. Als die Tierpfleger frühmorgens die Transportbox öffnen, dauert es nicht lange und die junge Wölfin wagt sich mit einem Satz aus dem engen Gefängnis. Als hätte sie einen Fehler gemacht, zuckt sie im selben Moment zurück. Duckt sich. Schnuppert erneut. Die neuen Gerüche irritieren sie. Doch dann siegt die Neugierde. Vorsichtig nimmt das Tier Schritt für Schritt sein neues Zuhause im Innsbrucker Alpenzoo in Augenschein.

📽️ Video | Ein Trio heult künftig im Alpenzoo

Das Leckerli, ein Brocken Fleisch, den die Zoopfleger hingelegt haben, lässt die mutige Wölfin links liegen. Sie erkundet lieber die Anlage und saugt dabei die neuen Eindrücke regelrecht in sich auf. Schließlich legt sie sich hin und streckt ihre Schnauze der Sonne entgegen. „Willkommen in Tirol", kommentiert Alpenzoo-Direktor André Stadler den ersten Ankömmling im Gehege mit einem freudigen Grinsen. Es dauert nicht lange, dann gesellt sich auch Nummer zwei zu ihrer Artgenossin. Nur die dritte Schwester im Bunde ist nicht so forsch – sie verzieht sich wie ein Schatten umgehend in die Wolfshöhle.

Mit der Anwesenheit der Tierpfleger hatte die Wölfin keine großen Probleme. Sie hat sich aber sofort geländeabwärts bewegt, um einen Abstand zwischen sich und die Menschen zu bringen.
© Rita Falk/TT

Es ist nicht nur für die einjährigen Wölfe ein Neuanfang. Auch die Zoomitarbeiter verfolgen die ersten Schritte der neuen Bewohner neugierig. „Für mich ist das eine Premiere. Eine Wolfsansiedlung hatte ich hier noch nicht", schildert Stadler, dem die Begeisterung ins Gesicht geschrieben steht. Im vergangenen Sommer musste die letzte verbliebene Wölfin des Geheges altersbedingt eingeschläfert werden. Seitdem drückten sich die Besucher auf der Suche nach Wölfen umsonst die Nase am Sichtfenster zum Areal platt. Dank eines Wurfs aus der Schweiz kommt der Alpenzoo jetzt aber doch wieder in den Genuss der anmutigen Beutegreifer.

Zum Alpenzoo gehört einfach ein Wolfsrudel.
Alpenzoodirektor André Stadler

Nach einem etwas holprigen Start – der Tiertransport wurde an der Schweizer Grenze länger als geplant festgehalten – kamen die drei Jungwölfe Mittwochabend wohlbehalten in Innsbruck an. „Am Abend konnten wir sie aber nicht in das Gehege lassen, schließlich wollten wir beobachten, wie sie auf die neue Umgebung reagieren und ob es ihnen gut geht", erklärt der Zoodirektor. Noch bevor der Zoo am Donnerstag seine Pforten öffnet, sind deshalb die Wölfe dran und dürfen das erste Mal ungefiltert Tiroler Luft schnappen. „Jetzt riecht es nicht mehr nach Schweizer Schokolade“, feixt Stadler.

Erstes weibliches Rudel

Auch in anderer Hinsicht beschreitet der Alpenzoo mit dem Rudel neue Wege: Ursprünglich war man davon ausgegangen, ein Männchen und zwei Weibchen in Innsbruck anzusiedeln. „Bei der Narkose haben die Schweizer Kollegen dann gemerkt, dass da doch kein Männchen dabei ist. Es handelt sich also um drei Schwestern", lacht Stadler. Das Besondere: Drei Weibchen in einem Rudel gibt es normalerweise nicht. „In anderen Zoos hat man schon mehrere Männchen zu einem Rudel zusammengetan. Da weiß man, dass das ganz gut funktioniert. Aber drei Weibchen hat noch niemand probiert. Das dürfen wir jetzt machen."

Die jungen Wolfsweibchen inspizierten neugierig ihr neues Zuhause in Innsbruck.
© Rita Falk/TT

In den kommenden Tagen und Wochen wird sich zeigen, wie die Wolfsweibchen sich in ihrem neuen Zuhause in Tirol einleben. Im besten Fall verhalten sie sich auch untereinander ohne „Zickereien" und Revierkämpfe. Sollte das nicht klappen, wird eines der Weibchen durch ein Männchen ausgetauscht werden müssen. Nachwuchszüchtungen sind aber kategorisch ausgeschlossen, unterstreicht Stadler: „Das ist weder mein Wunsch noch die Absicht. Das braucht es aber auch nicht: Mir geht es darum, den Wolf zu zeigen, wie er ist. Er nimmt eine wichtige Stellung im Alpenraum ein. Ich brauche einfach einen lebenden Botschafter, deshalb gehört der Wolf in den Alpenzoo. Um das zu tun, brauche ich keinen Nachwuchs, das kann ich mit einem ausgewachsenen Wolf genauso gut machen."

Sollte das Zusammenleben zwischen den drei Geschwistern klappen, dürfen sie bereits im nächsten Jahr in ein neues größeres Gehege umsiedeln, an dem gerade gearbeitet wird. Direkt daneben werden sich bereits ab Sommer Fuchs und Dachs, die ebenfalls wieder im Zoo angesiedelt werden, Gute Nacht sagen. Jede Menge Premieren also. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch das erste Wolfsheulen über der Stadt zu hören ist.

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