Von der Leyen trifft Selenskyj: Kiew-Besuch am Europatag voll Symbolik
Ursula von der Leyen verbringt den Europatag in Kiew und setzt so ein Zeichen. Moskau wirft Präsident Selenskyj Verrat vor.
Brüssel, Kiew, Moskau – „Historisch“ – diese Attribut verwendet EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gern und oft für EU-Beschlüsse. Als inzwischen tatsächlich historisch kann der 9. Mai 1950 bezeichnet werden. An diesem Tag, legte der damalige französische Außenminister in einer Rede den Grundstein für die heutige Europäische Union. Sein Grundgedanke durch eine enge wirtschaftlichen Verknüpfung einen Krieg zwischen den Nationen Europas undenkbar zu machen. Deshalb wird alljährlich am 9. Mai die Einheit Europas gefeiert.
Dass die Chefin der höchsten EU-Behörde an diesem heutigen Tag nach Kiew reist, mag zwar nicht historisch sein, ist als unüberhörbares Signal an die überfallene Ukraine, den Aggressor Russland und die ganze Welt zu verstehen: Die Ukraine gehört zum Westen und wird mittel- bis langfristig auch zur EU gehören. Und sie will ab sofort ebenfalls jedes Jahr den Europatag feiern.
Dies markiert zudem eine weitere Abkehr der Ukrainer von russischer bzw. sowjetischer Tradition. Denn Moskau gedenkt nicht wie der Rest der Welt und nun auch Kiew am 8., sondern am 9. Mai die Kapitulation Hitler-Deutschlands und das Ende des 2. Weltkriegs.
Die Sprecherin des russischen Außenministeriums in Moskau, Maria Sacharowa, sagte, mit der Verlegung des Feiertags auf den 8. Mai verrate der ukrainische Präsidet Wolodymyr Selenskyj die Erinnerung an die Ukrainer, die gegen die Nazis gekämpft hätten. „Was ist schlimmer als ein Feind? Ein Verräter! Das ist Selenskyj, die Verkörperung von Judas im 21. Jahrhundert“, sagte Sacharowa. Gemessen an der Bevölkerungszahl war der Blutzoll der Ukrainer im Zweiten Weltkrieg höher als jener in Russland.