„Das Lehrerzimmer" im Kino: Ein pädagogischer Spießrutenlauf
Ilker Çatak zeichnet in „Das Lehrerzimmer“ ein Bild von Schule als heillos überfordertes System.
Innsbruck – Händeringend wird auch in Tirol nach LehrerInnen gesucht, um frei werdende Dienstposten nachzubesetzen. Inmitten dieses schulbehördlichen Bemühens kommt diese Woche der Spielfilm „Das Lehrerzimmer“ von Regisseur Ilker Çatak ins Kino. Nicht gerade die beste Werbung. Denn nach gut eineinhalb Stunden eines pädagogischen Spießrutenlaufs zwischen Konferenzzimmer, Klasse und Elternabend drängt sich eine Frage auf: Möchte man sich den Lehrerberuf in moderner Zeit tatsächlich noch antun?
Zentrale Filmfigur ist die junge Mathe- und Turnlehrerin Carla Nowak (Leonie Benesch verkörpert sie nervenaufreibend gut). Sie ist der Idealtypus einer Pädagogin (wenn man sie nur ließe): motiviert, engagiert, partnerschaftlich auf Augenhöhe mit den SchülerInnen. Carla beweist Mut zur Offenheit und zur eigenen Meinung. Sie hat keine Scheu, aus dem Mainstream der vorherrschenden Meinung im LehrerInnen-Kollegium auszuscheren.
Das Lehrerzimmer
Ab dieser Woche im Kino.
Als Geld gestohlen wird, geraten Schüler unter Verdacht. Sie werden, „ganz freiwillig“, gefilzt. Ein Schüler mit Migrationshintergrund hat reichlich Kohle eingesteckt. Er muss sich einer Befragung in Gegenwart seiner Eltern stellen, hat mit den Vorkommnissen aber nichts zu tun.
Carla verurteilt dieses Vorgehen der Schulleitung. Sie stellt selbst Nachforschungen an – und zwar im Lehrerzimmer. Ihre Mittel sind ebenfalls sehr fragwürdig. Sie findet heraus, dass der Langfinger sich in den Reihen der Erwachsenen befindet.
Die Recherchen der Hobbydetektivin haben ungeahnte Folgen: Carlas Zivilcourage macht sie zur Außenseiterin. Nur wenige KollegInnen stehen zu ihr, und durch ihre Klasse geht ein Riss. Eines der Kinder, Klassenprimus Oskar, ist der Sohn der des Diebstahls verdächtigen Person.
Schlechte Kunde verbreitet sich besonders schnell: Beim Sprechtag stellen die bestens vernetzten Eltern Carla an den Pranger. Das Klima ist vergiftet, doch ein raffinierter Kunstgriff bewahrt Carla und ihren Problemschüler vor dem Gesichtsverlust.
Carla ist die Lehrperson, die man sich für seine Kinder wünschen würde. Im System Schule wirkt sie aber wie ein Fehler. Sie läuft gegen Mauern. Der ganz normale Wahnsinn des Schulalltags?