„Faults and Bridges“: Kreative Brückenbauer in den Restmüllgrauzonen
Die vier Büchsenhausener „Fellows“ verabschieden sich mit der Schau „Faults and Bridges“ im Innsbrucker Kunstpavillon.
Innsbruck – Sozusagen das Produkt ihrer Zeit als „Fellows“ im Künstlerhaus Büchsenhausen ist die gemeinsame Ausstellung von Bettina Knaup, Luis Guerra, Alice Sarmiento und Endi Tupja im Kunstpavillon. „Faults and Bridges“ ist ihr Titel, der atmosphärisch gemeint sei, so der Kurator der Schau, Andrei Siclodi. Letztlich die Hoffnung suggerierend, dass gesellschaftliche Faults – also Verwerfungen – durchaus das Potenzial haben könnten, Brücken zu bauen.
Allzu optimistisch kommen die Videos, das von den „Fellows“ Gemalte und Gezeichnete allerdings nicht daher. Zu tief sitzen einerseits biografisch bedingte Betroffenheiten bzw. der reale Zustand der Welt. Die philippinische Kuratorin Alice Sarmiento stellt in dem von ihr gemeinsam mit Adam David, Josel Nicolas, Mac Arboleda und Khalil Verzosa aus digitalem Archivmaterial Gepuzzelten etwa die Absurdität des Kapitalismus unter den Vorzeichen des Kommunismus zur Diskussion. Um gründlich mit dem Mythos einer von „tollen alten Männern“ dominierten Gesellschaft aufzuräumen, nicht zuletzt mit viel Ironie in einem kleinen Booklet.
Der Chilene Luis Guerra hat in seiner Zeit als „Fellow“ dagegen viel gemalt. In einem fast autistischen Tun „innere Landschaften“, wie er sagt, die teilweise mit sehr konkreten Bruchstücken aus seiner Erinnerung bestückt sind. Um sie nun wie Bücher in ein Regal zu stellen. Mülldeponien sind aktuell das Thema der Berliner Kuratorin und Autorin Bettina Knaup, die für ihren Auftritt im Kunstpavillon die Tiroler KünstlerInnen Benjamin Zanon und Isabel Peterhans mit ins Boot geholt hat. Knaup hat in ihrer Büchsenhausener Zeit selbst durchexerziert, was passiert, wenn man Müll nicht mehr wegwirft. Um sich dem zuzuwenden, was übrig bleibt. Der Deponie, die sozusagen zum Archiv wird. Bei Peterhans wird die Wand zur Deponie von Worten wie „Restmüllgrauzone“, während Zanon Verpackungsmüll mit der Akribie des Archäologen zeichnend zur Struktur verdichtet. Fellow Nr. 4 Endi Tupja, zwischen Tirana und Berlin pendelnde Medienkünstlerin, entwirft dagegen in ihrem 40-minütigen Video „Hard-Boiled, Contained, Evaporated!“ eine vielschichtige, auf einen großen Spiegel gezeichnete Erinnerungslandschaft, die in das Albanien von gestern entführt.
Kunstpavillon. Rennweg 8a, Innsbruck; bis 5. August, Mi–Fr 12–18, Sa 11–15 Uhr. Eröffnung heute 19 Uhr