Umfrage der Volkshilfe

Hälfte der Österreicher blickt mit Sorge auf Zukunft des Pflegesystems

Der Personalmangel erhöht den Druck in der Pflege. Die Bevölkerung in Österreich blickt mit Sorge auf das Pflegesystem.
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Eine Umfrage der Volkshilfe zeigt, dass sich die Bevölkerung um die eigene Versorgung oder die ihrer Angehörigen sorgt. Weil auch Pflegekräfte selbst am Rad drehen, fordern diese die Einstufung der Pflege als Schwerarbeit.

Wien – Der zunehmende Arbeitskräftemangel trifft die Pflege besonders hart. Betten können oft nicht belegt werden, weil es zu wenig Personal gibt. Der Druck im Pflegesystem lässt die Bevölkerung in Österreich mit Sorge auf die künftigen Entwicklungen des Pflegesystems blicken. Laut einer aktuellen SORA-Umfrage die im Auftrag der Volkshilfe durchgeführt wurde, sorgen sich 50 Prozent der Befragten um die eigene Versorgung oder die ihrer Angehörigen.

Für Ewald Sacher, Präsident der Volkshilfe leitet sich daraus ein Auftrag für die Politik ab. „Es besteht absoluter Handlungsbedarf, wir brauchen jetzt den großen Wurf", sagte Ewald bei der Studienpräsentation am Donnerstag. Der Blick auf die Pflegesituation hat sich im letzten Jahr kaum verändert. Damals drückten 51 Prozent Sorge aus.

Unterschiede bei den Antworten gab es diesmal zwischen den Bevölkerungsgruppen. 63 Prozent der Menschen ab 75 Jahren zeigten sich pessimistisch. Genauso hoch war der Anteil bei jenen mit einem Netto-Haushaltseinkommen unter 1.500 Euro. Frauen sorgten sich häufiger (55 Prozent) als Männer (44 Prozent).

Job in der Pflege für die meisten unattraktiv

Kein gutes Zeugnis stellten die Befragten der Regierung aus. Mit 68 Prozent bewerteten gut zwei Drittel deren Arbeit im Pflegebereich als nicht ausreichend. Im Jahr 2021 waren es 63 Prozent. Entsprechend schlecht ist auch der Blick der Österreicher auf die Pflege als Berufsfeld. Insgesamt 57 Prozent finden einen Job in diesem Bereich nicht attraktiv. Große Zustimmung gab es hingegen für einen dauerhaften Gehaltsbonus (84 Prozent) und eine Entschädigung während der Ausbildung (94 Prozent).

Für die Volkshilfe sind diese Daten ein klarer Ruf nach einem Maßnahmenpaket für Pflegeberufe. Direktor Erich Fenninger: „Der Appell ist, eine klare Summe bereitzustellen." Es gehe um die Sicherstellung der Betreuung bedürftiger Menschen. Auch die Inflation müsse entsprechend abgegolten werden.

Unter Pflegekräften steigt der Druck

März 2022: Pflegekräfte protestieren am Klinikareal gegen schlechte Arbeitsbedingungen.
© Thomas Böhm

Auch unter Pflegekräften selbst steigt der Druck angesichts des Fachkräftemangels. Das zeigt eine Umfrage die unter 13.000 Pflegekräften durchgeführt und anlässlich des Tags der Pflege am 12. Mai von der Organisation #aufstehn präsentiert wurde. Für die Mehrheit der Pflegekräfte ist die physische als auch die psychische Belastung in der Arbeit sehr hoch. Für viele Befragte resultiert die hohe körperliche Belastung daraus, schwer zu heben oder den ganzen Tag hochkonzentriert und immer auf den Beinen sein zu müssen.

In Bezug auf die psychische Belastung geben die Pflegekräfte das hohe Verantwortungsgefühl, die zu beobachtenden Schicksalsschläge und den hohen Arbeitsdruck als Faktoren an. Die Umfrage Ergebnisse untermauern zudem die lange gestellte Forderung, „Pflegearbeit als Schwerarbeit" einzustufen. Über 99 Prozent der befragten Pflegekräfte fordern, aufgrund der gestiegenen Arbeitsbelastung früher in Pension gehen zu können. Die Einstufung von Pflegearbeit als Schwerarbeit würde automatisch auch ein Pensionsantrittsalter von 60 Jahren bedeuten. (TT.com, APA)

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