Ab Freitag im Kino

„Les Cinq Diables“: Kleine Hexen im Spiel der Elemente

Adèle Exarchopoulos zählt zu den Shootingstars des europäischen Kinos. 2013 gewann sie für „Blau ist eine warme Farbe“ die Goldene Palme.
© Stadtkino

Der Mystery-Film „Les Cinq Diables“ von Léa Mysius ist ein an- und aufregendes Lehrbeispiel für sinnliches Filmemachen

Innsbruck – Gerüche sind ein Tor zur Erinnerung. Und die achtjährige Vicky ist eine kleine Hexe, die weiß, wie man dieses Tor aufmacht. In „Les Cinq Diables – The Five Devils“ dient sie Regisseurin Léa Mysius als Entdeckerin der Geschichte ihrer Mutter Joanne (Adèle Exarchopoulos). Die war einmal Miss Rhônes-Alps, zehn Jahre später ist sie als Schwimmlehrerin mit dem Feuerwehrmann Jimmy (Moustapha Mbengue) in einem wenig aufregenden Familienleben gelandet. Doch dann taucht Julia (Swala Emati) auf, ihre Schwägerin und ehemalige Freundin aus Jugendtagen. Tochter Vicky (Sally Dramé) erlebt die Flashbacks aus jener Zeit irgendwo zwischen einer Vision und einer Zeitreise. So kommt sie der Geschichte ihrer Mutter und ihrer Tante immer weiter auf die Spur.

Die spiegelt sich auch in den Songs: vom Soap&Skin-Cover „Me and the Devil“, einer großartigen Karaoke-Szene mit „Total Eclipse of the Heart“ bis zum versöhnlichen „Cuatro Vientos“. Auch visuell bringt Léa Mysius eine durchaus elementare Qualität in ihren zweiten Film. Feuer und Wasser, Pyromanie und Eisschwimmen, Vergangenheit und Gegenwart treffen sich – und es dampft ganz ordentlich.

🎬 Trailer | Les Cinq Diables – The Five Devils

Dieses sinnliche Filmemachen hatte sie bereits in ihrem Debüt „Ava“ gezeigt, der sommerlichen Coming-of-Age-Geschichte eines Mädchens am Meer, das blind wird. Der Geruchsfilm „Les Cinq Diables“ spielt dagegen in einem kalten Bergdorf unterhalb der titelgebenden Bergkette unweit von Grenoble.

Als Tiroler kann man die soziale Enge des Dorfes sofort nachvollziehen; eine unheimliche „Twin Peaks“-Stimmung durchzieht den Filmort. Jimmy, Julia und Vicky sind hier wegen ihrer afrikanischen Herkunft Außenseiter. Doch Mysius hält diese Sozialdrama-Komponente geschickt im Hintergrund. Stattdessen erzählt sie zusammen mit Ko-Autor und Kameramann Paul Guilhaume außerordentlich visuell und mit einem Hauch Mystik auf zwei Zeitebenen. Aber auch das Phantastische ist nur Methode, kein Selbstzweck. Mit „Les Cinq Diables“ gelingt Léa Mysius ein wunderbar sinnlicher zweiter Film, der die Vorfreude auf ihre weiteren Arbeiten befeuert.

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