Endlich wieder Straßenparty in Innsbruck: „Eine Stadt lebt 24 Stunden“
Alle Sommer wieder: Wo gefeiert wird, da gibt es in Innsbruck Lärmbeschwerden, Kulturinitiativen suchen dringend nach neuen Orten. Oder hilft Bewusstseinsbildung?
Innsbruck – Rund 20.000 Menschen wurden beim Bogenfest in Innsbruck gezählt, das 2022 zum ersten Mal über die Bühne ging. Am Samstag ab 15 Uhr verwandelt sich die Ausgehmeile der Stadt einmal mehr in eine frei zugängliche Feierzone. Fünf Bühnen zwischen Messe und Sillparkunterführung laden zum Tanzen oder Verweilen. Nach dem erfolgreichen Auftakt wurde das Fest heuer eher zurückhaltend beworben – da und dort munkelt man, dass die Stadt Innsbruck als Veranstalterin die Werbetrommel wohl bewusst nicht gerührt hat. In der Stadt weiß man natürlich um die Probleme mit AnrainerInnen, die mit Veranstaltungen im Freien einhergehen.
Lärmbeschwerden gab es schon beim ersten Bogenfest, ebenso wie beim „Alles Gute“-Festival am Nebenplatz des Landestheaters – und das, obwohl bei beiden Veranstaltungen um 22 Uhr die Musik ausging. Und auch heuer ausgehen wird, das steht auch für das „Alles Gute“ im August fest.
Wo kann im öffentlichen Raum in Innsbruck eigentlich sorgenfrei und sicher veranstaltet werden? Die „perfekte Fläche“ gibt es laut Frederik Lordick von der Club Commission in Innsbruck gar nicht. Sie müsse erst geschaffen werden, sagt Lordick. Seit bald zwei Jahren sucht die Innsbruck Club Commission als Vertreterin der heimischen Clubs in Zusammenarbeit mit der städtischen Geschäftsstelle für BürgerInnenbeteiligung nach Orten für Veranstaltungen, aber auch private Feiern – bisher ohne wirklichen Erfolg. Deshalb setzt die Club Commission zusätzlich auf Bewusstseinsbildung. „In Innsbruck muss klar werden, dass eine Stadt nicht nur zwölf Stunden lebt“, meint Lordick, „sondern 24 Stunden.“
Und: Gerade für eine Studierendenstadt wie Innsbruck gehören Freiflächen, wo es auch mal laut werden kann, eben dazu. „Sie müssen aber auch politisch geschaffen werden“, so Lordick weiter.
Zustimmung in Sachen Bewusstseinsbildung bekommt Lordick von Daniel Sailer. „Menschen müssen akzeptieren, dass Lärm nicht nur von der Musikkapelle oder vom Sportevent kommt“, sagt er zur Situation der VeranstalterInnen in Innsbruck. Seit zehn Jahren organisiert Sailer nicht nur das Sonnendeck, sondern auch das Bonanza-Festival mit. Letzteres hat sich 2022 überhaupt ganz in Richtung Seefeld verabschiedet. Und auch nächste Woche wird das Bonanza-Team im Seefelder Playcastle wieder die Bässe brummen lassen. Auch wenn der Ortswechsel mit etlichen Mehrkosten verbunden ist. Für Anreisende muss schließlich ein Shuttledienst zur Verfügung gestellt werden.
Schlechter sieht es da heuer nur für das Sonnendeck selbst aus, das ausgerechnet zum Zehnjährigen der Initiative an der Franz-Gschnitzer-Promenade hinter der Uni nicht stattfinden kann. Noch bis Herbst wird die Mauer am Innufer erneuert. Und das Sonnendeck, das besonders bei den Studierenden beliebt war, steht bis dato ohne (Alternativ-)Heimat da.
Dass es generell zu wenig Veranstaltungsorte gibt, weiß auch Gregor Huber aus der Kulturbackstube „Bäckerei“, die heuer Teil des Bogenfestes sein wird. Veranstaltungsanfragen von Initiativen und Vereinen bekomme er täglich, erzählt Huber. Viele wüssten nach dem Aus von Hafen und Weekender nicht, wohin. Eine Halle für 500 bis 1000 Menschen fehlt, bestätigt auch Sailer. Ein Innsbrucker Problem übrigens, das sich nicht nur auf die warmen Monate beschränkt.
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