Vektor der Haller Burg Hasegg wird zur Baustelle und Wunderkammer
Gitti, Gilbert und Tillman Schneider lassen es im Vektor der Haller Burg Hasegg in einer gemeinschaftlichen Ausstellung sanft crashen.
Hall – Dass eine Mutter und ihre zwei Söhne gemeinsam ausstellen, ist alles andere als alltäglich. Die Künste der Innsbrucker Malerin Gitti Schneider, ihres fotografierenden Sohnes Tillman sowie des Grafikdesigners Gilbert sind allerdings so unterschiedlich und in gewisser Weise doch verwandt, dass ihr gemeinsames Buch- bzw. Ausstellungsprojekt so stimmig daherkommt.
„Safe_Crash“ ist der Titel, der gleichzeitig Programm ist. Zelebriert als spannende Versuchsanordnung, als Spiel mit dem Uneindeutigen, dem Stabilen, das dem Zerbrechlichen immanent ist, genauso wie umgekehrt. Auf einen ersten Blick nicht wirklich klar ist die Zuordnung des Gezeigten zu seinen Machern. Besonders im zentralen Ausstellungsraum, der letztlich wie eine Baustelle daherkommt. Über deren offene Dachbalken Gitti Schneider ihre losen mit malerisch bzw. kalligrafischen Spuren übersäten Fahnen aus Papier geworfen bzw. gewickelt hat.
„Möbliert“ ist diese „Baustelle“ mit banalen Gerüsten aus Metall, die mit Fotografien behängt bzw. Objekten belegt sind. Das können ein schön zerbrochenes Glas genauso wie Fundstücke aus der Natur oder ein kleiner Eierkarton sein. Um in der Gesamtheit zu so etwas wie einer Wunderkammer zu werden. Wobei scheinbar klare Vorstellungen von Haptik, Größenverhältnissen und formalen Zuschreibungen raffiniert in Frage gestellt werden, indem etwa Flaschen aus Glas zu zerrinnen scheinen, Schweres so tut, als wäre es ganz leicht, Gebrauchsgegenstände, indem sie in Beton gegossen sind, ihrer Funktion beraubt zum puren Kunstobjekt werden.
Er liebe das Spiel mit dem Weichen und Harten, dem Organischen und Anorganischen, sagt Gilbert Schneider, dessen Fotos letztlich ebenfalls wie fragile Fundstücke daherkommen. Auch in seinen Videos, in denen der Zufall eine wichtige Rolle spielt, eine neue vage Realität generierend, die ganz bewusst sehr viel in der Schwebe lassen soll.
Durch den prinzipiellen Gleichklang des Denkens und Fühlens ihrer Macher verschmilzt die Schau zu einer stimmigen Einheit, in der die Urheberschaft letztlich unwichtig wird. Genauso wie in der gemeinsamen Publikation. Eine grafische Delikatesse, deren Einstieg auf der einen Seite über das Wort „crash“, auf der anderen ganz „safe“ passiert.
Galerie im Vektor
Burg Hasegg, Münze Hall: bis 15. Juli, Di–Sa 10–17.