„Wollen Standards nicht verwässern": Antrag auf vegane Kochlehre wurde abgelehnt
Eine vegane Kochlehre könnte ein zukunftsweisendes Berufsbild in der Kochlehre sein, dachte die Grüne Wirtschaft und brachte einen Antrag dazu in der Wirtschaftskammer ein. Die hielt davon allerdings nicht viel.
Wien – Die Fleischeslust der Österreicherinnen und Österreicher ist eine große. Aber: Allein anhand der größer werdenden Auswahl an Fleischersatz-Produkten im Supermarkt kann man den wachsenden Appetit in der Bevölkerung auf vegane Alternativen erkennen. Bei der Wirtschaftskammer erkennt man keinen Appetit, denn einen Antrag der Grünen Wirtschaft zur veganen/vegetarischen Kochlehre erteilte sie am Dienstag eine Abfuhr.
„Was bitte sollte ein veganer Koch drei Jahre lang lernen?", gab Mario Pulker, Österreichs oberster Gastronomievertreter laut STANDARD zu Bedenken. Der Bericht sorgt seit gestern für Diskussionen. Im Ö1-Mittagsjournal am Mittwoch sagte Pulker dazu: „Wir haben ein hohes Qualitätsniveau und einen hohen Standard zu verteidigen und den dürfen wir natürlich nicht verwässern." Man stehe neuen Ideen grundsätzlich offen gegenüber, aber es gebe noch offene Fragen, so Pulker.
„Es hat im Vorfeld Fehlinformationen gegeben, welche Unterlagen ich für diesen Antrag beilegen muss", sagte Joachim Ivany von der Grünen Wirtschaft, der den Antrag ursprünglich eingebracht hat. „Das wurde bei dieser Sitzung gestern in Salzburg richtiggestellt." Man werde jetzt mit Hochdruck daran arbeiten, die Unterlagen für die nächste Sitzung im November bereitzustellen.
Pulker vermisst konkretes Berufsbild
Man verschließe sich nicht vor der Idee einer neuen Lehre, sagte Pulker. Aber es würden noch konkrete Inhalte fehlen wie etwa ein Berufsbild, ein Lehrplan oder eine Prüfungsordnung. Er verwies außerdem auf Alternativen zur Lehre: "Was wir in der Vergangenheit schon gemacht haben, ist dass wir hier Zusatzausbildungen im Bereich vegetarische Speisen und im Bereich vegane Speisen bereits einfließen haben lassen."
Auch Gewerkschaftsvertreter Berend Tusch von der vida kann sich statt einer neuen Lehre etwa eine fleischlose Zusatzausbildung in der Lehre vorstellen. Er denke insbesondere an die Zukunftsperspektiven der Lehrlinge, die nach einer vegetarischen oder veganen Kochausbildung einen Mangel in den Fähigkeiten der Fleischzubereitung hätten. „Und das möchte ich als Gewerkschafter natürlich nicht, dass hier Ausbildungen stattfinden, wo ich am Arbeitsmarkt keine Chancen mehr habe", so Tusch. (oweh, APA)