750 Jahre Stift Stams: Sechs Äbte und ein Goldrahmen
Stift Stams feiert seinen 750. Geburtstag mit einer mit hochkarätigen Objekten aus dem eigenen Depot bestückten Zeitreise: festgemacht an sieben Stationen bzw. Äbten.
Stams – Stift Stams nimmt unter den Tiroler Klöstern eine Sonderstellung ein. Ist es mit seinen 750 Jahren doch nicht nur eines der ältesten und größten weit und breit, sondern als Grablege zahlreicher Tiroler Landesfürsten und ihrer Familienmitglieder ein sehr spezieller Ort. In dieser „Fürstengruft“ liegt auch Meinhard II., der zwar auf Schloss Tirol residierte, allerdings 1273, 22 Jahre vor seinem Tod, Stift Stams gegründet hat. Als einfacher Holzbau, der mit dem prächtigen barocken Kloster von heute, aber auch seinem romanischen Nachfolgebau so ziemlich gar nichts zu tun hat. Abgesehen von dessen nördlicher Kirchenmauer, die noch heute im Neuen Kreuzgang zu sehen ist.
In dem auch der 750. Geburtstag von Stift Stams als Zeitreise mit sieben Stationen zelebriert wird. Kuratiert vom ehemaligen Direktor des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum, Gert Ammann, und Kunsthistoriker Helmuth Oehler, die die Schau ausschließlich mit exzellenten Objekten aus klösterlichem Besitz bestückt haben. Und die zum größten Teil „seit Ewigkeiten“ (Ammann) nicht mehr öffentlich zu sehen waren. Wie die wunderbar skurrile, aus rund 1000 handschriftlichen Schlagwortnotizen bestehende „Bindfadenkartei“, die Pater Kassian Primisser in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts angelegt hat, oder das mit wunderbaren Malereien versehene „Stamser Urbar“ von 1284. Zu sehen sind aber auch Delikatessen wie lila Pontifikalschuhe, ein silberner Reisebecher und eine vergoldete Taschenuhr ebenso wie kostbare liturgische Gewänder, Geräte, Skulpturen und Gemälde.
Festgemacht ist die Zeitreise allerdings an den Bildnissen von sechs bzw. sieben wichtigen Äbten von Stift Stams. Wobei eines dieser Porträts allein aus einem leeren Goldrahmen besteht. Verweisend auf die Jahre zwischen 1939 und 1945, in denen das Kloster auf Anweisung der NS-Behörden aufgelöst war, Abt und Konvent Stams verlassen mussten. Auf Anweisung von Gauleiter Franz Hofer wird in der Folge ein Inventar der klösterlichen Kunstschätze erstellt und alle Objekte des Stifts mit einem Etikett mit Hakenkreuz versehen, wie die Schau zeigt.
Der Sprung zu Station Nr. 2 ist weit. Entführt in die Amtszeit von Sebastian Stöckl, der zwischen 1790 und 1819 Abt von Stift Stams war. In einer schwierigen Zeit, dominiert von den napoleonischen Kriegen, Jahren der Klosteraufhebung und den strengen Reformen von Kaiser Joseph II. Auf Abt Stöckl geht aber auch das Herz-Jesu-Gelöbnis zurück und er war ein großer Förderer des Telfer Malers Josef Schöpf, der nicht nur die Heilig-Blut-Kapelle des Stifts ausgemalt, sondern auch seinen gesamten Nachlass dem Kloster vermacht hat.
Die nächste Station macht bei Vigil Kranicher halt, dem es 1785 gelang, ein bereits erlassenes Aufhebungsdekret des Klosters abzuwenden, bevor unter den Äbten Edmund Zoz und Augustin II. Kastner zwischen 1690 und 1730 Stift Stams zu seinem Höhepunkt erblühte. Das romanische Kloster durch Innsbrucks Hofbaumeister Johann Martin bzw. Georg Anton Gumpp seine prachtvolle barocke Anmutung bekommen hat.
In das frühe 17. Jahrhundert entführt Station Nr. 5, in das 14. Nr. 6. Wo Stams von Kaiser Karl IV. zum Hüter der Reliquie mit dem Haupt des hl. Zacharius erkoren wurde, eine große Ehre, wie eine in der Schau zu sehende Urkunde bezeugt. Mit der Klostergründung 1273 endet die Zeitreise. U. a. mit einem Bildnis des Stifterpaares, das allerdings – basierend auf einer fiktiven Darstellung Meinhards II. im Spanischen Saal von Schloss Ambras – im 19. Jahrhundert von einem nicht wirklich großen Anonymus gemalt worden ist.
Stift Stams
Neuer Kreuzgang; bis 1. Oktober, Mo–Sa 10–12, 13–17 Uhr, So und Feiertage 13–17 Uhr