Ein Schatten auf der Flucht: Elyas Jamalzadehs erste Erzählung als „Innsbruck liest“-Buch 2023
„Freitag ist ein guter Tag zum Flüchten“ ist das „Innsbruck liest“-(Hör-)Buch 2023. Ab heute wird die Lebensgeschichte von Elyas Jamalzadeh gratis verteilt.
Innsbruck – Für Elyas Jamalzadeh ist jeder und jede auf der Flucht – auf ihre oder seine jeweils ganz eigene Weise. Das Neugeborene flüchtet aus der Mutter, der Schüler vor der Prüfung, der Erwachsene vor der Verantwortung. Und der Österreicher vor dem Rundfunk-Inquisitor. Jamalzadehs Ich aber flüchtet ganz grundsätzlich. Es wurde als Flüchtling geboren. „Born to flee.“ In Teheran wuchs er als Staatenloser auf. In Linz ist er heute daheim. Was dazwischen passierte, das ist die wahre Geschichte von Jamalzadeh selbst, die er für „Freitag ist ein guter Tag zum Flüchten“ niederschrieb. Mal salopp, mal todernst, oft auf einen Hashtag verknappt. Interessierte können Jamalzadehs Fluchtgeschichte von 2022 ab heute in Innsbruck ganz einfach nachlesen, „Freitag ist ein guter Tag zum Flüchten“ ist das heurige Buch der Leseaktion „Innsbruck liest“.
Seit 2004 wählt eine Jury dafür alljährlich ein literarisches Werk, von dem insgesamt 10.000 Exemplare an unterschiedlichen Stellen in Innsbruck gratis ausgegeben werden. Zusätzlich ist „Freitag ist ein guter Tag zum Flüchten“ auch heuer als kostenloses Hörbuch erhältlich. Ab 14. Juni startet das Begleitprogramm mit Lesungen und Gesprächen rund um das „Innsbruck liest“-Buch. Die Themen Flucht und Herkunft sind dabei heuer ganz zentral (siehe Box rechts).
Das mit der Identität ist so eine Sache – das wird in Jamalzadehs autobiografischer Erzählung sofort klar. Auf rund 250 Seiten wird er vom „Schatten“, dem staatenlosen Flüchtenden, zum Kind, das nicht verstehen kann, wieso es nicht in die Schule gehen darf – und schlussendlich zum Teenager auf der Flucht übers Mittelmeer, der in seiner Verzweiflung seine Existenz in die Hände von obskuren Schleppern legt – in bar. Das eigene Schicksal gibt es kostenlos dazu. Mitleid dafür will er keines: „Ich erzähle das nur, damit du verstehst, woher ich komme“, heißt es an einer Stelle des Buches. „Das mit der Herkunft halt.“
„Freitag ist ein guter Tag zum Flüchten“ ist auch deshalb ein so einnehmender Lesestoff, weil Jamalzadeh seine Geschichte scheinbar nebenher abspielt, konsequent in gesprochener Sprache, die am Ende doch nicht ohne Schriftbild auskommt. Lyrische Einschübe wechseln sich mit Hashtags ab, Dialoge und Aufzählungen mit einem alles oder nichts sagenden „Haha“. Dass da nicht alle Analogien und Metaphern gleichsam aufgehen, lässt sich angesichts der Schwere der Ereignisse verschmerzen.
„Freitag ist ein guter Tag zum Flüchten“, in dem der Titel (tragisches) Motto ist, ist Jamalzadehs erste Erzählung, die gemeinsam mit dem Linzer Andreas Hepp zum Buch (bei Zsolnay) wurde. Hepp ist in der „Innsbruck liest“-Ausgabe als Mitautor aufgeführt.
Innsbruck liest 2023
Verteilstellen. 10.000 Exemplare von „Freitag ist ein guter Tag zum Flüchten“ werden ab heute verteilt, u. a. im Foyer der TT oder in der Stadtbibliothek und sämtlichen Innsbrucker Buchhandlungen. Erstmals werden in den nächsten Tagen Exemplare auch in Hallen- bzw. Freibädern der Stadt und der Kulturtram (IVB-Linie 2) verteilt.
Auftakt. Elyas Jamalzadeh und Andreas Hepp lesen aus ihrem Roman (14. Juni, 19 Uhr, Stadtbibliothek), Hörbuchpräsentation im Audioversum (15. Juni, 18 Uhr).
Podiumsdiskussion. Zum Thema „Fluchtgeschichten“ (16. Juni, 12.30 Uhr, Stadtbibliothek), anschließend: Ausklang im Waltherpark (ab 16 Uhr).