Wirtschaftszone Mond

Europa will den Mond nicht anderen überlassen

Für Weltraumexperten keine Utopie mehr: ständig besetzte Stationen auf dem Erdtrabanten.
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ESA-Chef Aschacher fordert europäische Unabhängigkeit in der Raumfahrt, um in der neuen Wirtschaftszone Mond mitreden zu können.

Wien – Für den Tiroler Josef Aschbacher, Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation ESA, ist der Mond ein „neuer Kontinent“, bei dessen Erforschung Europa vorn dabei sein muss. Über Europas Rolle in der Raumfahrt wird heute in Wien auf Einladung von ESA und Kanzleramt unter dem Titel „Ready for the Moon“ konferiert.

Die Anstrengungen der USA, Russlands und neuerdings auch Chinas, im Weltraum präsent zu sein, geben dem Ellmauer zu denken. Europa habe zwar Astronauten, aber keine Möglichkeit, sie selbst ins All zu bringen. Diese Abhängigkeit gefährde die Chance, eine gewichtige Rolle am Mond zu spielen. „Das wird eine neue Wirtschaftszone, wo auch Bergbau betrieben wird, Wasserstoff gewonnen wird, 3D-Drucker Instrumente oder Bauteile für Raketen herstellen werden“, sagte Aschbacher in einem APA-Interview.

Und Europa habe sehr wohl das nötige Know-how, hier mitzuspielen, sagt er. Man sei Weltspitze in einigen Bereichen der Weltraumtechnologie, etwa in der Erdbeobachtung oder bei der Satellitennavigation.

Es sei höchste Zeit, sich des Themas anzunehmen, denn die USA setzten mit ihrer Artemis-Mission bereits die ersten Schritte. „Unabhängige Berater haben uns ganz klar gesagt, dass Europa sehr aktiv sein muss, weil es hier geopolitische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Argumente und Interessen gibt und wir die Talente, die wir in Europa haben, nicht verlieren dürfen bzw. Talente anziehen müssen.“ Er habe von den ESA-Mitgliedsländern, zu denen auch Österreich gehört, bereits den Auftrag bekommen, einzelne Szenarien zu studieren, Kosten abzuschätzen und Architekturen zu entwickeln, wie das aussehen könnte. Das alles sei aber ein Prozess, basierend auf Informationen, „die wir derzeit dabei sind bereitzustellen“.

Zahlen, was es kosten könnte, selbst Raumfahrer ins All zu bringen, will er nicht nennen. Das komme ganz aufs Szenario an, meint Aschbacher. Also, ob man zunächst nur in den Erdorbit, gleich bis zum Mond oder gar darüber hinaus wolle. Auf jeden Fall brauche es neben der öffentlichen Hand die Industrie dazu. (sta, APA)

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