Nach 4300 Tagen

Iran entlässt Österreicher aus der Haft: „Es gab keine Gegenleistung“

Die Österreicher waren im berüchtigten Evin-Gefängnis inhaftiert.
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Zwei Männer nach insgesamt 4300 Tagen frei. Die Entlassung folgt einem Gefangenenaustausch zwischen Belgien und dem Iran.

Wien, Teheran – Kamran Ghaderi war 2709 Tage in iranischer Haft, fast siebeneinhalb Jahre. Bei Massud Mossaheb waren es 1586 Tage. Am Freitag waren die zwei österreichisch-iranischen Doppelstaatsbürger auf dem Weg vom Iran in den Oman. Von dort sollten sie über Belgien nach Österreich weiterreisen. Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) teilte mit, dass Österreich ihre Entlassung erreicht habe. Ein weiterer Österreicher sitzt noch in einem iranischen Gefängnis. „Wir lassen nichts unversucht, auch ihn herauszuholen“, heißt es im Außenministerium.

Der IT-Spezialist Ghaderi, Jahrgang 1964, wurde 2016 bei einer Geschäftsreise festgenommen und später wegen Spionagevorwürfen zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Er lebte seit 1983 in Wien und studierte hier. 1993 erhielt er einen österreichischen Pass. Seither ist er Doppelstaatsbürger, weil der Iran die Rückgabe einer Staatsbürgerschaft nicht anerkennt.

Auch Mossaheb, Jahrgang 1946, hat zwei Pässe. Er war Generalsekretär der Österreichisch-Iranischen Gesellschaft und saß seit Anfang 2019 im Iran fest. Auch sein Urteil lautet auf zehn Jahre wegen angeblicher Spionage. Zuletzt hatte er aus medizinischen Gründen Hafturlaub, durfte das Land aber nicht verlassen.

Die Freilassung der zwei Männer hatte sich erst in den vergangenen Tagen abgezeichnet. Nur ein kleiner Personenkreis sei eingeweiht gewesen, erzählt Schallenbergs Sprecherin. Erst als die beiden gesichert im Flugzeug Richtung Oman saßen, wurde die Öffentlichkeit informiert.

Mit den Österreichern kam ein Däne frei. Zu den Umständen der Aktion war im Außenministerium nur wenig in Erfahrung zu bringen. „Es gab keine Gegenleistung“, sagte die Sprecherin.

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) und Schallenberg dankten aber ausdrücklich den Außenministern des Oman und Belgiens für die Unterstützung. Das lässt einen Zusammenhang mit einem Gefangenenaustausch der letzten Tage vermuten. Belgien hatte den iranischen Ex-Diplomaten Assadollah Assadi entlassen, der Iran im Gegenzug einen Belgier.

Assadi war 2018 in Deutschland festgenommen worden, weil er einen vereitelten Anschlag auf iranische Oppositionelle in Frankreich in Auftrag gegeben haben soll. Er war damals an Irans Botschaft in Wien akkreditiert. Auf die diplomatische Immunität konnte er sich bei der Festnahme aber nicht berufen, weil er auf Urlaub und nicht auf Dienstreise war. (sabl)

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