Fragen und Antworten

Inflation höher als in der Eurozone: Gründe für das teure Österreich

(Symbolfoto)
© imago

Inflation ist in Österreich im Mai von 9,7 auf 8,8 Prozent gesunken – damit ist sie aber immer noch höher als in der Eurozone und in der Schweiz.

Wien, Innsbruck – Seit Beginn des Ukraine-Krieges ist die in Österreich bereits vorher überdurchschnittlich hohe Inflationsrate regelrecht explodiert. Im April 2022 lag sie bereits bei 7,2 Prozent, im Juli bei 9,4 Prozent. Mit 11,2 Prozent registrierte man im Jänner den Rekordwert seit 70 Jahren. Jetzt ebbt die Teuerungswelle langsam ab.

Wie liegt Österreich im europäischen Vergleich?

Mit den zuletzt errechneten 8,8 Prozent übertraf Österreich die Eurozone (dort fiel die Teuerung von 7 auf 6,1 Prozent) um 2,7 Prozentpunkte, die Schweiz hat überhaupt nur 2,6 Prozent Inflation. Von den anderen 26 EU-Ländern hatten zuletzt nur neun (vor allem in Osteuropa) höher­e, aber 17 niedrigere Teuerungs-Raten als Österreich. An der Spitze lag Ungarn mit 23,5 Prozent. Luxemburg hatte indes nur 2,7 Prozent, fast so wenig wie das Nicht-EU-Mitglie­d Schweiz mit 2,6 Prozent.

Warum hat unser Nachbar Schweiz eine viel niedrigere Inflationsrate?

An der Schweiz ging die Teuerungswelle zwar nicht ganz vorbei, sie fiel aber gerade im Vergleich zum Alpen-Nachbarn Österreich doch weit schwächer aus. Ein Grund ist der bärenstarke Franken, der zwar Exporte erschwert, aber die Teuerung bei Einfuhren (gerade auch die Energie!) deutlich abschwächt. Dazu kommt der sehr hohe Lebensstandard, bei dem Verteuerungen des täglichen Einkaufs nicht so stark ins Gewicht fallen. Auch protektionistische Maßnahmen etwa in der Landwirtschaft ließen die Preise für Lebensmittel nicht so stark steigen.

Warum liegt Österreich bei der Teuerung im Spitzenfeld?

Ganz erklärlich ist das auch den ExpertInnen nicht, sie führen aber mehrere Gründe ins Treffen, wie den hohen Anteil des Tourismus, bei dem die Preise wegen der höheren Kosten für Energie, Einkauf und Personal kräftig angezogen haben. Ebenfalls kräftiger teurer als in anderen Ländern wurde Energie. Generell scheint auch der Preiskampf laut den Wettbewerbshütern in verschiedenen Wirtschaftsbranchen weniger hart zu sein als anderswo.

Wie wirken sich die Milliarden-Hilfen aus?

Österreich hat laut Wifo nach Corona jetzt auch gegen die Teuerungsfolgen eines der größten Hilfspakete Europas pro Kopf ausgeschüttet – und das oft unabhängig vom Einkommen. Bei kurzfristigen Hilfen seien dies fast 70 Prozent, bei langfristigen sogar 98 Prozent. Großzügige Hilfen im Gießkannenprinzip seien, weil sie den Konsum noch weiter ankurbeln, sogar Preistreiber – und zudem teils „klimakontraproduktiv“. (va)