Dank spätem Schnee: Winterbilanz der Gletscher fällt durchschnittlich aus
Der späte Schnee macht einen großen Unterschied für die Massenbilanz des Winterhalbjahres. Für die langfristige Schmelzrate der Gletscher ist das Wetter im Sommer jedoch ausschlaggebender.
Wien – Die Winterbilanz der heimischen Gletscher ist wegen der ergiebigen Schneefälle im April und Mai insgesamt durchschnittlich ausgefallen. Das zeigen Messungen in den Hohen Tauern, informierte Geosphere Austria am Montag per Aussendung. Lag im Hochwinter extrem wenig Schnee, wuchs die Schneedecke dann doch noch deutlich. "Für die langfristige Entwicklung der Gletscher in Österreich ist aber die Witterung im Sommer wichtiger als im Winter", erläuterte der Experte Anton Neureiter.
"Der späte Schnee macht einen großen Unterschied für die Massenbilanz des Winterhalbjahres. Hätten die Messungen am 1. Mai stattgefunden statt um den 25. Mai, wäre die Wintermassenbilanz um etwa 15 Prozent geringer ausgefallen", betonte Neureiter. Von Geosphere werden gemeinsam mit der Universität für Bodenkultur Wien jedes Jahr im Frühling die Gletscher am Hohen Sonnblick (Goldbergkees und Kleinfleißkees) vermessen. "Um den Massenzuwachs im vergangenen Winter zu berechnen, ermittelten wir am Gletscher an rund 450 Punkten die Schneehöhe mit Sonden und bestimmten an weiteren fünf Positionen in Schneeschächten die Schneedichte", berichtete Neureiter.
Sommer ausschlaggebender für langfristige Schmelzrate
Die ersten Auswertungen zeigen einen Gewinn an Masse im Winterhalbjahr, der in etwa dem Durchschnitt der vergangenen Jahre entspricht. Die mittlere Schneehöhe lag heuer Ende Mai am Goldbergkees bei 415 Zentimeter (zehn Zentimeter über dem Mittel der vergangenen Jahre). Das entspricht einem Massenzuwachs von 1800 Kilogramm pro Quadratmeter und lag sechs Prozent über dem Mittel der vergangenen Jahre. Am Kleinfleißkees rangierte die mittlere Schneehöhe ebenfalls zehn Zentimeter über dem Mittel. Der Massenzuwachs von 1550 Kilogramm pro Quadratmeter ergab sogar acht Prozent über dem Mittel.
Für die langfristige Schmelzrate der Gletscher ist das Wetter im Sommer jedoch ausschlaggebender. "Entscheidend ist, ob gelegentliche Kaltlufteinbrüche im Sommer auf den Gletschern Schnee bringen. Denn eine frische, sehr weiße Schneedecke reflektiert die Sonnenstrahlen zu fast 100 Prozent und kann den Gletscher bis zu einer Woche vor dem Schmelzen schützen. Ein Gletscher ohne Neuschnee ist hingegen viel dunkler, nimmt daher viel Sonnenstrahlung auf und kann in einer Woche bis zu einem halben Meter Eisdicke verlieren", erklärte Neureiter. (APA)
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