Maria Happel legt Leitung des Reinhardt-Seminars zurück
Ende Mai hatten sich Studentinnen und Studenten in einem Brief an mdw-Rektorin Ulrike Sych gewandt. Die Vorwürfe gegen Happel reichten von mangelnder Präsenz am Institut, ungenügender Reaktion auf MeToo-Vorfälle bis hin zu rüdem Umgangston.
Wien – Am Ende hat es nicht zur erhofften Einigung gereicht: Burgschauspielerin Maria Happel legt nach einem Ende Mai veröffentlichten Brief aus der Studierendenschaft gegen sie die Leitung des Max-Reinhardt-Seminars nieder. "Da mein Schaffen, das sich künstlerischen Gesichtspunkten verpflichtet, nicht mehr gewünscht ist, mache ich den Platz gerne frei und trete, nach eingehender Überlegung, mit sofortiger Wirkung von meiner Position zurück", so Happel via Aussendung am Dienstag.
"Ich nehme den Rücktritt von Prof. Maria Happel als Institutsleiterin des Max Reinhardt Seminars zur Kenntnis. Bis eine qualifizierte Nachfolge gefunden ist, und damit der reibungslose Abschluss des Semesters für alle Studierenden des Max Reinhardt Seminars gewährleistet ist, hat das Rektorat interimistisch Vizerektorin Gerda Müller mit der Leitung betraut", reagierte mdw-Rektorin Ulrike Sych, zu deren Wirkungsbereich das Reinhardt-Seminar gehört, auf die Ankündigung.
Müller ist seit 2015 Vizerektorin für Organisationsentwicklung sowie Gender & Diversity. Sie leitet auch das vom Rektorat eingerichtete Team aus Expertinnen und Experten, das die Vorwürfe von Studierenden gegen die Seminar-Leitung untersucht. Dieses wurde nach einem Gespräch von Sych mit den Studierenden am 31. Mai ins Leben gerufen.
System von "Machtmissbrauch, Nepotismus und Ignoranz"
Hintergrund war ein via Standard publik gemachter Brief an Sych, den angeblich zwei Drittel der Studierenden der renommierten Schauspielinstitution unterzeichnet hatten und in dem der Rücktritt von Happel und ihrer Stellvertreterin Annett Matzke gefordert wurde. Die Rede war in dem vierseitigen Schreiben von einem System von "Machtmissbrauch, Nepotismus und Ignoranz". In MeToo-Fällen habe sich die Institutsleitung nicht genügend um Aufklärung bemüht. Rollenunterricht werde weiterhin in ungeschützten Räumen außerhalb der Institution abgehalten und Happel wie Matzke hätten einen rüden Umgangston gegenüber Studierenden an den Tag gelegt. Die Unterzeichner forderten eine transparente, seriöse Neubesetzung in Zusammenarbeit mit den Studierenden.
Happel, die dem Reinhardt-Seminar seit 2020 vorstand und darüber hinaus die Festspiele Reichenau leitet und Burgtheater-Ensemblemitglied ist, hatte daraufhin gegenüber der APA unterstrichen, dass die Vorhaltungen für sie aus dem Nichts gekommen seien. Sie bedauere, dass die Unterzeichner sich sofort an die Presse gewandt hätten, streckte aber zugleich die Hand in deren Richtung aus: "Ich finde toll, dass wir Persönlichkeiten ans Haus geholt haben, die sich auf die Hinterbeine stellen und was bewegen wollen. Aber das will ich auch! Ich bin jetzt halt dummerweise die andere Generation – und dieser Konflikt steht ja auch dahinter. Ich finde das also richtig."
Das Burg-Ensemblemitglied räumte ein, dass sie ob ihrer Engagements nicht so viel im Seminar habe sein können wie von ihr selbst gewünscht. Deshalb plane sie keine Premieren mehr im Burgtheater in der kommenden Saison: "Ich habe mich also freigeschaufelt für das Reinhardt-Seminar." In der Vorwoche hoffte Happel noch auf eine neue Gesprächsbasis mit den Studierenden: "Vielleicht ist das Ganze auch eine Chance. [...] Ich möchte die Entwicklung des Theaters auch nicht verpassen. Die Studierenden sollen mich mitnehmen anstatt mich rauszuschubsen." Nun hat Maria Happel von sich aus den Exitknopf betätigt. (APA)