Auf Person uriniert: Schwere Vorwürfe gegen mehrere Polizisten in Verona
Mindestens fünf Polizisten sollen in Verona Festgenommene misshandelt und gedemütigt haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt derzeit noch gegen weitere Beamte.
Verona – Von einem mutmaßlichen Missbrauchs- und Folterskandal wird derzeit die Polizei in Verona erschüttert: Mehrere Beamte stehen in Verdacht, bei Kontrollen und Festnahmen sadistisch, rassistisch und gewalttätig vorgegangen zu sein. In einem Fall sei sogar auf einen Festgenommenen uriniert worden. Ein Polizeiinspektor und vier Sicherheitsbeamte wurden nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft am Dienstag festgenommen. Die Taten sollen sich zwischen Juli 2022 und März 2023 abgespielt haben.
Laut der Nachrichtenplattform Südtirol Online sind die Beamten im Alter zwischen 24 und 44 Jahren. Sie sollen Berichte gefälscht haben, um ihre Verantwortung an den Taten zu verschleiern. Die fünf Männer wurden auf Anordnung der Staatsanwaltschaft unter Hausarrest gestellt. Gegen weitere zehn Beamte werde derzeit noch ermittelt, hieß es.
Opfer geschlagen und misshandelt
Neben weiteren Delikten wird den Beamten Folter vorgeworfen: Sie sollen ihre Opfer, meist handelte es sich laut den Medienberichten um Ausländer, in Polizeigewahrsam misshandelt haben. So soll etwa am 22. August 2022 ein festgenommener Italiener derart massiv geschlagen worden sein, dass er zehn Minuten bewusstlos am Boden lag. Im Oktober soll ein afrikanischer Staatsbürger nach seiner Festnahme beim Aussteigen aus dem Auto geschlagen und getreten worden sein. Zudem soll ein Polizist auf den am Boden liegenden Mann uriniert haben.
Nur wenige Tage später soll ein weiterer Afrikaner als „Scheiß-Marokkaner" und „Bastard" beschimpft und getreten worden sein. In einem vierten Fall wurde laut Berichten ein afrikanischer Mann mit Pfefferspray besprüht.
Den Stein ins Rollen brachte eine Telefonüberwachung in einem anderen Fall, bei der sich ein Polizist damit gebrüstet hatte, dass er zwei Personen bei einer Überprüfung mit zwei Schlägen ins Gesicht „in die Schranken gewiesen" hätte.
Neben dem Straftatbestand der Folter wird den Verdächtigen Körperverletzung, Fälschung, Unterlassung von Amtshandlungen, Veruntreuung und Amtsmissbrauch vorgeworfen. Mehrere Kollegen, die die Misshandlung der Beamten nicht verhindert und nicht angezeigt haben sollen, wurden versetzt. (TT.com)