NS-Dokumentation „Himmlers geraubte Kinder“: „Aufnorden“ mit Kindesraub
Innsbruck – Die NS-Dokumentation „Himmlers geraubte Kinder“ beginnt im fernen Costa Rica. Dort lebt Haymo Heyder. Als Baby wurde er von einem Großneffen Heinrich Himmlers zwangsadoptiert. Erst als Erwachsener erfährt er von seiner Verschleppung. Für das Projekt „Lebensborn“ des Reichsführers SS Heinrich Himmler wurden europaweit bis zu 200.000 blauäugige Neugeborene und blonde Kinder entführt, um mit ihnen die arische Pseudo-Herrenrasse heranzuzüchten. „Aufnorden“ hieß das im Nazi-Sprech.
Das falle unter die Definition von Genozid, sagt einer der Gesprächspartner im Film, der Südtiroler Menschenrechtsrichter Cuno Tarfusser. Denn die Kehrseite dieser Selektion sei die Vernichtung „unwerten Lebens“.
Mit Interviews, Dokumenten und viel Archivmaterial rekonstruiert Regisseur Christoph Schwarz in seinem Film diesen Aspekt des nationalsozialistischen Terrors. Die Stimme Gert Heidenreichs spricht das Voice-over ein. Mit einigen grausamen Bildern geht der Film dabei allerdings allzu leichtsinnig-illustrativ um.
Der engagierten, aber übermäßig detaillierten Doku von Christoph Schwarz – er ist auch Vorsitzender des Freiburger Vereins „Geraubte Kinder – vergessene Opfer“ – geht es auch um die Anerkennung der Verschleppten als NS-Opfer. Geraubte Kinder fallen in Deutschland nicht darunter.
Eines von ihnen war auch Heinz Fitz, der inzwischen in Igls lebt. Seine Mutter wurde 1942 aus Norwegen nach Hohenems verschleppt; Fitz – früheres Ensemblemitglied des Tiroler Landestheaters – wird nach der Filmvorführung am Samstag, 10. Juni, um 18 Uhr im Innsbrucker Metropolkino für ein Gespräch anwesend sein. (maw)
„Himmlers geraubte Kinder“ ist am Samstag, 10. Juni, im Metropol Kino Innsbruck zu sehen. Veranstaltungsbeginn ist 18 Uhr.