Anfrage im Parlament angekündigt

Missbrauchs-Fall von Kind in Hundebox: Grüne fordern Aufklärung

Symbolbild.
© Rehfeld

Die Mutter des Zwölfjährigen Kindes soll laut eines Gutachtens Persönlichkeitsstörung mit sadistischen Anteilen leiden. Die Grünen verorten ein „Versagen des Systems" und fordern eine gründliche Aufklärung des Falls.

St. Pölten – Im Fall jenes Zwölfjährigen, der von seiner Mutter im Waldviertel in eine Hundebox gesperrt und gequält worden sein soll, hat der Grüne Klub im niederösterreichischen Landtag am Montag „gründliche Aufklärung durch die Behörden" verlangt. Astrid Wagner, Verteidigerin der 32-Jährigen, bestätigte am Montag der APA das Vorliegen eines psychiatrischen Gutachtens. Demnach soll die Verdächtige an einer schweren Persönlichkeitsstörung mit starken sadistischen Anteilen leiden.

Gegen die Frau wird wegen versuchten Mordes, Quälens oder Vernachlässigens unmündiger, jüngerer oder wehrloser Personen und Freiheitsentziehung ermittelt. „Meine Mandantin bestreitet, in Tötungsabsicht gehandelt zu haben. Sie war in einer massiven Überforderungssituation", erklärte Wagner. Von einer laut Akteninhalt vermuteten „gravierenden psychischen Störung" der 32-Jährigen in Verbindung mit einer „offensichtlich vorliegenden sadistischen Persönlichkeit" war bereits in einer OGH-Entscheidung zu lesen, mit der eine Grundrechtsbeschwerde der Mutter gegen die U-Haft abgewiesen wurde. Vonseiten der Staatsanwaltschaft Krems werden in Absprache mit der Polizei nach wie vor keine weiteren Informationen zu dem Fall bekanntgegeben.

Die Grüne Abgeordnete Silvia Moser meinte, wenn sich der Fall so verhalte, wie die Krone berichtet habe, „dann handelt es sich hier um einen gewaltigen Skandal und ein Versagen des Systems". Vor Auffliegen der Misshandlungen dürfte der Bub etwa bei Spitalsaufenthalten oder in der Schule um Hilfe gebeten haben, berichtete die Tageszeitung am Wochenende. „Es muss sofort untersucht werden, ob, wann und wie die Kinder- und Jugendhilfe sowie die Schule/Bildungsdirektion informiert wurden und welche Maßnahmen sie ergriffen haben. Auch die Rolle des Landesklinikums und der Ärzt:innen, die möglicherweise Atteste zur Entschuldigung für das Fehlen des Jungen in der Schule ausgestellt haben, muss überprüft werden", erklärte die Grüne Sozialsprecherin in einer Aussendung. Angekündigt wurde auch eine parlamentarische Anfrage.

Mehr Sozialarbeiter, mehr Unterstützung von Lehrkräften

Moser forderte die Landesregierung auf, die Anzahl der Sozialarbeiter in den Bezirkshauptmannschaften erheblich zu erhöhen. An den Schulen brauche es Unterstützung für die Lehrkräfte. „Bei längeren oder häufigen Abwesenheiten von Kindern darf eine Elternentschuldigung nicht ausreichen. Eine Untersuchung durch den Schularzt muss verpflichtend sein", verlangte Moser. "Schaut hin, statt wegzuschauen!", so der generelle Appell der Landtagsabgeordneten.

Die Abteilung Kinder- und Jugendhilfe des Landes Niederösterreich und die Bildungsdirektion haben mit Hinweis auf den Datenschutz keine Informationen zu dem Fall bekanntgegeben. Die NÖ Landesgesundheitsagentur (LGA) hat am Sonntag auf Anfrage auf ihre Initiative "Gemeinsam gegen Gewalt – hinschauen statt wegschauen" verwiesen.

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Die Mutter soll ihren Sohn von Anfang September bis November 2022 geschlagen, gefesselt, geknebelt und ihn wiederholt über Stunden in eine Hundebox eingesperrt haben. Außerdem soll sie das Kind hungern lassen, es mehrfach mit kaltem Wasser übergossen und danach für mehrere Stunden bei Minusgraden die Fenster der Wohnung geöffnet haben.

Der Bub hatte am 23. November 2022 nur mehr eine Körpertemperatur von 26,8 Grad und war im Koma. Eine Sozialarbeiterin soll die Rettung gerufen haben. Das Kind wurde in einem akut lebensbedrohlichen Zustand ins Krankenhaus gebracht. Sein Gesundheitszustand hat sich laut Polizei inzwischen verbessert. Die Mutter sitzt seit vergangenen Herbst in Krems in U-Haft, Anfang März wurde eine 40-Jährige mutmaßliche Beitragstäterin aus dem Umfeld der Mutter festgenommen. Sie befindet sich ebenfalls in Untersuchungshaft. (APA)

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