Quali-Hit gegen Schweden: Warum das ÖFB-Team ein „Schlager“ ist
Das 1:1-Remis in Belgien diente als Beweis, dass sich die DNA im ÖFB-Team verändert hat. Mit sieben Punkten dampft die Rangnick-Truppe dem nächsten EM-Quali-Schlager gegen Schweden (Dienstag, 20.45 Uhr) entgegen.
Brüssel – Bevor man in der typischen österreichischen Mentalität zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt nach dem Remis in Brüssel und als Tabellenführer wieder zum ersten Adjektiv neigt, eines gleich vorweg: Hätten die Belgier im Finish bei einigen Chancen, insbesondere dem Querlattentreffer von Tielemans in der Nachspielzeit, zum 2:1-Sieg getroffen, wäre eine tapfere ÖFB-Elf als Verlierer und nicht auf Platz eins vom Platz geschlichen.
„Wenn man 1:0 führt, will man natürlich gerne drei Punkten mitnehmen. Wenn man das ganze Spiel ansieht, muss man aber zugeben, dass die Belgier die ein oder andere Chance mehr hatten. Deswegen müssen wir mit dem Punkt zufrieden sein“, setzte Teamchef Ralf Rangnick bei der Pressekonferenz nicht die rosarote Brille auf. Und „Sechser“ Nicolas Seiwald, der im zentralen Mittelfeld einmal mehr gewohnt unauffällig (= gut) agierte, merkte schon zuvor im Spielertunnel an: „Wir haben keine sehr gute, aber eine gute Leistung geboten. Natürlich hatten wir Chancen auf das 2:1, aber im Finish auch Glück.“ Das man sich im Kollektiv erarbeitet hat, weil sich einiges verändert hat.
Schlager: Zu Österreichs Mittelfeldmotor Xaver Schlager könnte man auch die zentrale belgische Achse befragen, zum Beispiel Atlético-Star Yannick Carrasco, dem der Leipzig-Turbo einmal über 50 Meter den Ball abgelaufen hat. Die rot-weiß-rote Duracell-Batterie führte die laufstarke Mittelfeldreihe um Seiwald sowie die beiden Außenbahnspieler Christoph Baumgartner und Patrick Wimmer an. Dass das ÖFB-Team in der EM-Quali (vorerst) ein Schlager ist und bleibt, lag auch an Namensvetter Alexander. Der Ex-LASK- und Neo-Salzburg-Goalie lieferte eine staubtrockene Leistung ab, geriet auch bei Rückpässen wie den vielen Standards nie außer Kontrolle und Position. „Er hat ein sehr gutes Spiel gemacht mit seiner Ruhe und Ausstrahlung“, lobte Rangnick den ÖFB-Keeper, nachdem die Torhüter-Entscheidung im Vorfeld ja durchaus eine knifflige war.
Gregoritsch: Die Adaptierung des Spielberichts vom französischen Schiedsrichter Brisard steht noch aus, Michael Gregoritsch wird aber das 1:0 und somit sein zehnter Teamtreffer und dritter in der EM-Quali zugesprochen werden. Der baumlange Angreifer lieferte als Schnittstellenspieler hinter Marko Arnautovic, Kopfball-Verlängerer und gereifter Freiburg-Legionär eine tadellose Partie ab: „Man sieht, dass wir eine richtige Einheit sind, nur so können wir uns qualifizieren.“
Grenzgänger: Der Weg zum wertvollen Punktegewinn gelang auch, weil sich etliche Spieler in zahllose Schüsse warfen. „Man hat gemerkt, dass jeder an die Grenze gegangen ist. Man hat gesehen, dass jeder Einzelne sein Leben am Platz gelassen hat“, fasste dies Kapitän David Alaba in markante Worte. Wer das Tor mit so viel Herzblut schützt, erzielt gewissermaßen ja auch einen Treffer.
DNA: Die rot-weiß-rote Auswahl marschierte auch nach dem 1:1-Ausgleich weiter nach vorne, nahm für Rangnick einige Minuten fast schon zu viel Risiko in Kauf und rettete sich dann im Finish leidenschaftlich über die Zeit. „Es ist auch das, was uns der Trainer einpflanzt. Nie zufrieden zu sein. Das muss unser Anspruch sein. Es herrscht ein neues Denken“, brachte es Baumgartner auf den Punkt.
Schweden: Nach einer unfassbar hochintensiven Partie in Belgien steht Regeneration auf dem Programm, um im nächsten Schlager gegen Schweden am Dienstag im Wiener Ernst-Happel-Stadion – bis Sonntag waren 40.000 Tickets abgesetzt – nachlegen zu können. Die Hoffnung auf die ein oder andere Rückkehr (Laimer, Danso) lebt. „Auch die Schweden werden uns wieder vor Probleme stellen, aber wenn wir diese bewältigen, können wir gewinnen“, notiert Seiwald. Bei einem Dreier würde die Tür zur EM schon weit offen stehen.
Nach Punktgewinn in Belgien
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100. Länderspiel für Alaba