Heim-Weltcup forderte Schubert mental: „Ich fühle mich wie befreit“
Nach Tagen höchster Anspannung genoss Jakob Schubert den freien Tag – mit Computerspielen und einer Abkühlung im Lanser See. Heute wird schon wieder trainiert – mit dem Fokus auf die WM in Bern.
Innsbruck – Was machte der beste Vorstiegs-Kletterer der vergangenen eineinhalb Jahrzehnte, nachdem er am Vorabend die 3000 Fans im ausverkauften Innsbrucker Kletterzentrum zum Kochen gebracht und mit Rang drei beim Weltcupauftakt sein Minimalziel erreicht hatte? Er saß bei strahlendem Sonnenschein in seiner Aldranser Wohnung vor dem PC – und zockte auf der Spielkonsole. „So komme ich am besten runter, denn gerade die mentale Anspannung war enorm“, versicherte der vierfache Weltmeister und fügte beinahe entschuldigend an: „Am Nachmittag nütze ich dann schon das schöne Wetter.“ Abkühlung mit ein paar Freunden am Lanser See war angesagt ...
Siege für Garnbret und Lehmann
Pilz und Schubert glänzten in Bronze beim Kletter-Weltcup in Innsbruck
Körperlich ging es dem Modellathleten nach vier Bewerbstagen in Folge „erstaunlich gut“, wie er meinte. Auch oder insbesondere was seine Schwachstelle, die Haut an den Händen, betraf. Kein Vergleich jedenfalls zum Vorjahr, als Schubert über gravierende Probleme klagte. „Von der Haut her könnte ich heute schon noch eine Runde klettern.“ Wie überhaupt sich beim 32-jährigen Szenestar Erleichterung breitmachte. „Ich fühle mich wie befreit. Die Tage waren enorm fordernd und leider habe ich mich vor dem Finale körperlich nicht perfekt gefühlt. Umso zufriedener bin ich, dass ich alles aus mir rausgeholt habe. Es war ein Fight bis zum Ende, so soll es sein.“ Und Sportsmann Schubert stand nicht an, dem siegreichen Sascha Lehmann (SUI) und dem zweitplatzierten Alexander Megos (GER) Respekt zu zollen: „Ich kenne beide seit vielen Jahren und sie haben sich das absolut verdient.“
Er, also Schubert, selbst besserte seine eindrucksvolle Podestquote weiter auf: In seinem 84. Lead-Weltcup war es der 52. Stockerlplatz, was einer 62-prozentigen Top-3-Quote entspricht. „Ich bin gut drauf, aber noch nicht auf absolutem Topniveau.“ Dieses möchte er dann punktgenau zur Weltmeisterschaft Anfang August in Bern erreichen, wenn es im olympischen Kombinationsformat aus Vorstieg und Bouldern um die ersten drei Fixtickets für die Sommerspiele 2024 in Paris geht. Das ist freilich auch das erklärte Ziel von Jessica Pilz, die am Sonntagabend eine gute Stunde zuvor ebenfalls mit Rang drei die Massen begeisterte. „Ich bin superhappy und das Gefühl, hier zu klettern, war einfach genial.“ Schubert ging noch einen Schritt weiter: „Nahezu alle Athleten schwärmen von der unvergleichlichen Stimmung hier. Dass das mein Heimweltcup ist, macht mich stolz und dankbar.“