FPÖ will U-Ausschuss

Insolvenz nach Verkauf: Kika-Sonderverwalter soll Benkos Ära prüfen

Die Insolvenz zwei Wochen nach dem Verkauf von Kika/Leiner wird nun genau untersucht.
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Auch die Vorgänge vor dem Verkauf von Kika/Leiner sollen von einem 2. Insolvenzverwalter geprüft werden. FPÖ fordert U-Ausschuss.

Wien, St. Pölten – Die Insolvenz des Möbelhauses Kika/Leiner zieht immer weitere Kreise, so verlangt die FPÖ nun einen U-Ausschuss im Parlament. Der AKV Europa berichtete Mittwochfrüh indes, dass das Insolvenzgericht einen besonderen Verwalter bestellt hat. Der Wiener Rechtsanwalt und Insolvenzrechtsexperte Stephan Riel soll medial kolportierte Vorwürfe aufarbeiten und allfällige Ansprüche gegen Gesellschafter und Organe sowie allfällige Dritte von vor der Insolvenzeröffnung prüfen.

Der zuvor bestellte Insolvenzverwalter Volker Leitner soll sich vor allem auf das operative Geschäft konzentrieren, der besondere Verwalter ist an keine Weisungen von ihm gebunden. Riel war schon in das Insolvenzverfahren rund um die Alpine Bau involviert. Zwei Wochen nach dem Verkauf der beiden Möbelhäuser durch die Signa-Gruppe von René Benko hatte der Käufer, der Investor Hermann Wieser, Insolvenz angemeldet. Danach wurde bekannt, dass Kika und Leiner schon seit Jahren Verluste schreiben.

Laut AKV ist der besondere Verwalter auch deswegen bestellt worden, damit „die zeitintensive und aufwändige Prüfung möglicher Ansprüche den normalen Ablauf eines Insolvenzverfahrens nicht gefährdet“. Die Insolvenzexperten des AKV gehen davon aus, dass der Fokus des besonderen Verwalters vor allem auf Ansprüche aufgrund einer möglichen Insolvenzverschleppung sowie der Verschmelzung der Kika Möbelhandelsgesellschaft m.b.H. und der Rudolf Leiner Gesellschaft m. b. H. gerichtet sein wird. In der Insolvenzdatei der Justiz hieß es zur Aufgabe von Riel, dieser sei für die „Prüfung der Ursachen des Vermögensverfalles“ zuständig.

Bei der Pleite des Baukonzerns Alpine im Jahr 2013 – die damals größte Insolvenz der Zweiten Republik – mussten die Gläubiger jedenfalls viel Geduld aufbringen. Erst nach drei Jahren sahen die ersten von ihnen Geld, nach weiteren drei Jahren war die Verwertung dann großteils abgeschlossen. Die Quote lag damals bei 13,5 Prozent, es wurden Forderungen von 1,6 Mrd. Euro anerkannt. Von der Alpine-Pleite betroffen waren rund 8500 Lieferanten und sonstige Gläubiger sowie 6483 Mitarbeiter. Für den damaligen Insolvenzverwalter Stephan Riel gab es jedenfalls Lob vom KSV1870. Er habe bei der Konkursverwertung wesentlich erfolgreicher agiert als ursprünglich befürchtet, so die Kreditschützer.

Die FPÖ hat die Pleite des Möbelhauses zum Anlass genommen, einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss zu fordern. Mit der SPÖ beginne man dazu Sondierungsgespräche und empfange positive Signale, sagte der freiheitliche Generalsekretär Christian Hafenecker am Mittwoch in Wien. Er ortet „einen weiteren ÖVP-Skandal der ersten Güte“ und mögliche Gefälligkeiten oder gar Amtsmissbrauch im Sinne von Investor René Benko und dessen Signa. (APA)