Innsbrucker Quantenphysiker Hans Briegel erhält „Austro-Nobelpreis“
Hans Briegel von der Universität Innsbruck ist Wittgenstein-Preisträger 2023. Der Physiker nahm am Donnerstag Abend die mit 1,5 Millionen Euro höchstdotierte österreichische Auszeichnung in Wien entgegen.
Innsbruck – Briegel sei „einer der aktivsten und kreativsten Forscher in einem Bereich, in dem Österreich eine führende Rolle einnimmt“, lautete die Begründung der internationalen Jury, warum ihre Wahl auf den 60-Jährigen gefallen ist.
Briegel ist theoretischer Physiker, wobei sich sein Fachgebiet keinesfalls auf Formeln und Zahlen beschränkt. „Die moderne Physik – und ganz besonders die Quantenphysik – wirft immer philosophische Fragen auf“, betont der gebürtige Schwabe. „Egal, ob es um die Struktur des Universums und die Relativitätstheorie geht oder die Frage, welchen Platz wir in der Welt haben“, die Quantenphysik und die Philosophie hätten immer schon zusammengehört.
Die nackten Zahlen allein überzeugen aber auch. Briegels bislang 160 Publikationen wurden über 17.000 Mal zitiert. In den ersten zehn Jahren des 21. Jahrhunderts gehörte er zusammen mit seinem Innsbrucker Kollegen Peter Zoller gar zu den zehn weltweit meistzitierten Wissenschaftern, die zu Quantencomputern forschten. Briegel brachte die Idee des Einweg-Quantencomputers auf, an dessen Realisierung Unternehmen weltweit arbeiten, und hat Grundlagen für ein künftiges Quanteninternet geschaffen.
Aktuell ist Briegel mit seinen Arbeiten schon wieder weit in der Zukunft. Ihn und seine Arbeitsgruppe beschäftigt, inwieweit Quanteninformationssysteme und Künstliche Intelligenz Wissenschaft und Forschung voranbringen können. Wobei es eine erklärbare und transparente KI sein müsse, um sie steuern zu können. Wenn diese KI dann „als Werkzeug für den Menschen eingesetzt wird, um ihm gewisse Prozesse abzunehmen, bleibe viel mehr Raum für die menschliche Kreativität“. Und genau darum gehe es in der Grundlagenforschung. „Es ist eine offene Forschung, bei der man eben nicht weiß, was dabei herauskommt“, sagt Briegel.
Dafür hat Briegel nun weitere 1,5 Millionen Euro des Wissenschaftsfonds FWF zur Verfügung. Damit könne er Doktoranden und Post-Docs beschäftigen, interdisziplinäre Kompetenz und Kollaborationen finanzieren, sagt Briegel. Erst im April des Vorjahrs hatte Briegel den ebenfalls millionenschweren ERC Advanced Grant der Europäischen Union erhalten.