Über Österreichschnitt

Erstes Halbjahr brachte mehr Insolvenzen im Tiroler Tourismus

Die GemNova mit rund sechs Mio. Euro und die Montavit mit 45,2 Mio. Euro waren die größten Insolvenzen im ersten Halbjahr.
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Innsbruck – Rund 16 Prozent mehr Insolvenzen verzeichnete Tirol heuer im ersten Halbjahr und damit deutlich über dem Österreichschnitt von 10,9 Prozent. Für den Experten Gerhard Weinhofer ist das nicht überraschend. „Generell verzeichnen die Bundesländer mit einem hohen Anteil an Tourismus wie Vorarlberg, Salzburg und eben auch Tirol eine höhere Insolvenz-Quote“, erklärt der Geschäftsführer des Gäubigerschützers Creditreform.

Hier zeige sich aber auch, dass sich die Branche nach der Corona-Pandemie recht spät „eingeschliffen“ hat, und für viele Betriebe sei die Normalisierung einfach zu spät gekommen. Aber die aktuellen Insolvenzzahlen deuten auch darauf hin, dass sich die Situation eigentlich normalisiere. „Wobei man dazu sagen muss, dass die Zahl der Insolvenzen 2019 extrem niedrig war“, so Weinhofer. Im ersten Halbjahr schlitterten aber nicht nur Klein- und Kleinstbetriebe in Tirol in die Pleite. Die Insolvenzen der Pharmazeutischen Fabrik Montavit (Passiva: 45,2 Mio. Euro) und der GemNova Dienstleistungs GmbH (Passiva: rund 6 Mio. Euro) zeigen, dass auch größere Unternehmen wirtschaftlich ins Wanken geraten können, was naturgemäß die Passiva extrem steigen ließ, die aktuell bei 86 Mio. Euro liegen. Das ist eine Steigerung von über 270 % im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022.

Weinhofer erwartet, dass sich der sich abzeichnende Trend im zweiten Halbjahr verfestigen wird. Aus einem aktuellen Geschäftsklimabarometer der Creditreform geht auch hervor, dass die Unternehmen nicht sehr optimistisch in die nächsten Monate blicken. Derzeit berichten rund 38 Prozent der Unternehmen von einer rückläufigen Auftragslage, während nur etwa 20 Prozent hier Verbesserungen erwarten. Zudem wachse gerade im Mittelstand die Befürchtung hinsichtlich einer Kreditklemme. Mit einer Entspannung der Finanzierungsbedingungen sei derzeit nicht zu rechnen. Die aktuelle Konjunkturerwartungen sind ebenfalls durchwachsen. Nur rund ein Drittel sieht hier eine gute Ausgangslage. Ein Drittel erwartet eine Verschlechterung.