„Der Palast des Postboten“

Sommerlicher Kino-Tipp: Ein Traum aus Stein, erbaut mit bloßen Händen

Stolzer Fototermin. Postler Joseph (Jacques Gamblin, 2. von r.) samt Verwandtschaft vor dem hier noch unvollendeten Palast, an dem er 33 Jahre arbeitete. Das Bauwerk kann man heute in Frankreich besichtigen.
© Polyfilm

„Der Palast des Postboten“ erzählt die wahre Lebensgeschichte eines besonderen Menschen.

Innsbruck – Der wichtigste Hinweis duldet in diesem Fall keinerlei Aufschub: „Der Palast des Postboten“ ist ein höchst sehenswerter Film! Es wäre schade, wenn dieses kleine Meisterwerk sommerlicher Kino-Unlust oder seinem wenig verheißungsvollen Titel zum Opfer fiele (die französisch-originale Benennung als „L’incroyable histoire du facteur Cheval“ ist aber auch nur bedingt besser).

Der Film beruht auf einer wahren Lebensgeschichte, so unerhört berührend und schmerzlich, dass sie unsere ganze Aufmerksamkeit verdient. Regisseur Nils Tavernier (Sohn des in diesem Fach weit bekannteren Bertrand Tavernier) findet die stimmige Bildsprache für die raue Lebensrealität von Joseph Ferdinand Cheval (großartig gespielt von Jacques Gamblin). Der verdingt sich als Briefträger im Départment Drôme, im Südosten Frankreichs, am Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert.

🎬 Trailer | Der Palast des Postboten

Joseph ist ein autistisch und mürrisch-wortkarg wirkender Sonderling. Er läuft sich die Hacken ab, 32 Kilometer per pedes pro Tag, hügelauf und -ab, bei Wind und Wetter. Nichts kann ihn davon abhalten, seine paar Briefe zuzustellen, so entlegen können die Adressen gar nicht sein. Joseph hat die Frau durch Krankheit verloren. Sein Sohn wird ihm von Verwandten abgenommen, weil diese es dem Witwer nicht zutrauen, sich um den Kleinen zu kümmern.

Josephs Begegnung mit Philomène (ein Wiedersehen auf der Leinwand mit Laetitia Casta), auch sie verwitwet, ist schicksalshaft: schüchterne Liebe, Heirat, Geburt von Töchterchen Alice. Ihr nähert sich der schwer zugängliche Joseph mit einem Projekt der Liebe, das in die Geschichte Frankreichs eingehen wird.

Mit bloßen Händen errichtet Joseph für die Tochter einen Palast, phantasievoll und verträumt, ein Mosaik aus besonderen Steinen, die er auf seinem langen Dienstweg einsammelt. Erst nach 33 Jahren ist der „Palais Idéal“, Josephs „idealer Palast“, vollendet. Tochter und zweite Frau erleben das nicht mehr.

Heute ist der Palais ein Touristenmagnet in der Ortschaft Hauterives.

🎬 Der Palast des Postboten. Ab dieser Woche im Kino.