Reise zum Weingut in Capalbio

Die Südtoskana lockt Kulinarik-Fans: Den Geschmack der Maremma im Glas

Die Sonne geht hinter den Pinien unter: Die südliche Toskana ist für ihre Landschaft bekannt.
© Manuel Lutz

Nahe von Capalbio hat der ehemalige italienische Minister Paolo Baratta ein Spitzenweingut aufgebaut. Die Südtoskana hat aber nicht nur deshalb kulinarisch einiges zu bieten.

Der schmale Weg ist von Pinienbäumen gesäumt. Von den Baumkronen ist fröhliches Vogelgezwitscher zu hören. Auf einer Blumenwiese summen Bienen und genießen die Ruhe. Nach nur wenigen Schritten ist ein idyllischer, schier endlos wirkender Strand erreicht. Auch hier ist an diesem Tag fast nichts los.

Um eine verschlafene Gegend, wie es oft Örtchen in der Toskana nachgesagt wird, handelt es sich an diesem Fleck aber nur in der Vorsaison. „Im Sommer ist richtig viel los“, weiß Taxifahrer Renato. Seit vielen Jahren lebt er in der Südtoskana nahe der kleinen Gemeinde Capalbio in der Provinz Grosseto. Vor allem aus Rom fährt er dann fast täglich Gäste in die Maremma. Oft prominente. „Italiens Torwartlegende Gianluigi Buffon ist auch schon bei mir mitgefahren.“ Aber auch italienische Politiker haben Gefallen am Süden der Toskana gefunden und Zweitwohnsitze gekauft.

Am Strand nahe von Capalbio ist vor allem in der Vorsaison noch nicht viel los.
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So auch der ehemalige Handelsminister und Präsident der Biennale Venedig Paolo Baratta. Er und seine Frau Gemma Bracco haben sich in die Gegend „verliebt“. 1998 haben sie sich schließlich entschlossen, ihren gemeinsamen Traum von einem Spitzenweingut nahe Capalbio am Hügel Monteti umzusetzen. Vom 15 Kilometer entfernten Strand ist die Fahrt dorthin nur ein Katzensprung.

Der Blick aus dem Fenster erinnert an die typischen Postkartenaufnahmen der Region und lädt zum Tagträumen ein: So weit das Auge reicht, Rebstöcke in der hügeligen Landschaft. Als Renato mit seinem dunklen Mercedes das Eingangstor passiert, dauert die Fahrt gefühlt noch einige Minuten. Denn das Areal ist von beachtlicher Größe – allein 30 Hektar sind für den Weinbau vorgesehen. Wie man es aus Filmen kennt.

Das Haus am Weingut Tenuta Monteti wurde renoviert und der Garten neu angelegt.
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Beim Öffnen der Autotüre kommt sogleich Labrador Aron, um die Besucher euphorisch zu empfangen. „Benvenuti Manuel“ rufen zwei Stimmen im Tenor. An einem schön gedeckten Tisch haben Eva Baratta und Javier Pedrazzini bereits gewartet.

Eva Baratta und Javier Pedrazzini führen das Weingut seit 2010.
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Baratta hat zusammen mit ihrem Ehemann 2010 das Weingut ihrer Eltern übernommen. Die Arbeit fortzuführen, ist für sie etwas Besonderes. „Hier war zuvor nichts. Das Haus musste saniert und die Rebstöcke erst gepflanzt werden“, erinnert sich Baratta zurück. Dabei entdeckten ihre Eltern monumentale Felsbrocken aus Kalkarenit, deren Alter auf bis zu 60 Millionen Jahre geschätzt wurden. Diese wurden am Gut platziert und dienen nun als Markenzeichen von Tenuta Monteti.

Die Felsbrocken aus Kalkarenit wurden zum Markenzeichen von Tenuta Monteti.
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„Schon nach vier Jahren, also im Jahr 2004, gab es den ersten Wein“, erzählt Pedrazzini, der gerade eine Kostprobe in ein Glas einschenkt. Von Beginn hat man sich bei Tenuta Monteti auf zwei Rotweine und einen Rosé spezialisiert, die jeweils einen Teil der vielfältigen Landschaft widerspiegeln. „Unser Ziel ist es, einen eleganten sowie persönlichen Wein herzustellen. Die Weine repräsentieren, was wir zu erzählen haben“, erklärt Baratta.

Wie bei einem Schachbrett wurden die Sorten Cabernet Sauvignon, Petit Verdot, Cabernet Franc, Alicante Bouschet und Merlot abwechselnd in jeder Reihe der Weinberge angepflanzt. „Das sieht man hier auch ganz gut“, zeigt Pedrazzini die Unterschiede bei einem Spaziergang im Weingarten. So können bei der händischen Selektion die besten Trauben für ihre drei Cuvée-Varianten verwendet werden. „Wir wollen keine kommerziellen Weinbauern sein“, so Pedrazzini. Die Strategie gibt ihnen Recht – die edlen Tropfen wurden schon bei internationalen Weinprämierungen ausgezeichnet.

Das Weingut konzentriert sich auf nur drei Weine: TM Rosé, Caburnio und Monteti (hier drei verschiedene Jahrgänge).
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Nun darf sich der Autor dieser Zeilen selbst versuchen, aus vier verschiedenen Rotweinsorten einen eigenen Cuvée zu kreieren. Reagenzgläser lassen dabei etwas Laborfeeling aufkommen. „Zuerst alle vier Weine probieren“, klärt Önologin Michela auf, die alles vorbereitet hat. Nach dem „Abschmecken“ darf experimentiert werden. Auf einem Zettel wird das Mischverhältnis notiert, dann geht es los und es wird gemischt.

Bei der Herstellung eines persönlichen Cuvées kommt Laborfeeling auf.
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„Der schmeckt sehr gut“, lobt Michela. Dies macht offenbar auch Baratta und Pedrazzini, die das Geschehen beobachten, neugierig. Es wird verkostet. „Ausgezeichnet“ – sind sich die beiden einig. Zur Belohnung darf der eigene Wein nun abgefüllt werden. Offenbar eine Premiere für einen Gast.

Künftig soll dies aber für Interessierte möglich sein. Denn im Rahmen eines angedachten „Wein-Camps“ soll auch der Workshop „Make your own blend“ – also den eigenen Cuvée zu mischen – angeboten werden.

Önologin Michela zeigt vor, wie gemischt wird.
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Ein anderes kulinarisches Highlight in der Umgebung ist die „Il Caseificio Sociale Manciano“, in der Pecorino (Ziegenkäse) und Ricotta hergestellt wird. „Heute werden 4000 Liter Milch verarbeitet“, erzählt ein in Weiß gekleideter Mann. Der Duft der frischen Ziegenmilch macht vor allem nach dem Wine-Tasting Appetit. Nach der Besichtigung der Fabrik wird gleich der frisch zubereitete Ricotta des heutigen Tages serviert. „Der Pecorino muss hingegen erst reifen.“

In der „Il Caseificio Sociale Manciano“ werden Pecorino (Ziegenkäse) und Ricotta hergestellt.
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Dass die Region noch eine ganz unerwartete Facette zu bieten hat, zeigt der Besuch im Kunstpark „Giardino dei Tarocchi“. Inspiriert vom Parc Güell in Barcelona hat die französisch-amerikanische Künstlerin Niki de Saint Phalle diesen realisiert. Kaum ein Besucher erkundet den Park ohne Smartphone in der Hand. Denn die vielen bunten Skulpturen, Säulen und Balkone eignen sich perfekt für besondere Selfies.

Barcelona-Feeling kommt im "Giardino dei Tarocchi" auf.
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Wer hingegen ein klassisches Toskana-Erinnerungsfotos möchte, der könnte zusammen mit Pamela von der Reitschule „Centro Ippico La Quercia“ einen Ausritt zum Strand planen. Das Bild der untergehenden Sonnen hinter den Pinien ist absolut sehenswert.

Pamela leitet die Reitschule „Centro Ippico La Quercia“.
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Gut zu wissen

Anreise: Von Tirol bietet sich die Anreise mit dem Auto an (für viele Ausflüge ist ein Auto notwendig).

Unterkunft: In der Nähe des Weingutes Locanda Rossa oder Agriturismo Ghiaccio Bosco

Infos Weingut: Das Weingut Tenuta Monteti kann mit Reservierung besichtigt werden. Wein gibt es HIER zu bestellen.

Weitere Infos: Kunstpark „Giardino dei Tarocchi“, Käserei „Caseificio di Manciano“: Kurzer Anruf für eine Besichtigung wird empfohlen.

Erlebnistouren bietet 3K Trek (www.3k-trek.it) an.

Essen: Fischrestaurant La Selva. Traditionelle Küche der Maremma Ristorante La Porta.

Onlinelink:

Der Autor reiste auf Einladung von Tenuta Monteti, mitbetreut von Wine+Partners.