Memento mori der öligen Art

Ein Fest für die Augen: „Mutant Passages“ von Monira Al Qadiri im Kunsthaus Bregenz

Eine der zwei Schnecken, die das zweite Geschoß des Kunsthauses bevölkern.
© Markus Tretter

Bregenz – Will man die Ausstellung von Monira Al Qadiri noch sehen, muss man sich beeilen. Ist die hausfüllende Intervention der im Senegal geborenen, in Kuwait aufgewachsenen und in Berlin lebenden Künstlerin nicht nur die erste in Österreich, sondern eine, die in opulenter Theatralik hinterfragt, was das Erdöl mit uns Menschen und der Umwelt macht.

Was nichts wirklich Gutes verheißt. Wie die 40-Jährige ihre Botschaften allerdings „verpackt“, ist ein Fest für die Augen. Inszeniert als „Reise“ mit vier Stationen. Beginnend im schrill poppigen „Vergnügungspark“ im Eingangsbereich, endend drei Etagen darüber, wo eine bedrückende Dystopie in vollendeter Ästhetik zelebriert wird. Letztlich als sehr spezielle Spielart eines „Totentanzes“. Liegen auf einem makellos glänzenden weißen Boden doch täuschend echt aus schwarzem Glas gemachte tote Vögel. Erinnernd an die während des Golfkriegs 1990/91 brennenden Ölfelder verursachte Umweltkatastrophe, die die Künstlerin als Kind erlebt hat.

Das Geschoß tiefer ist dagegen komplett in rotes Licht getaucht. Entführend in eine virtuelle, von zwei monumentalen Schnecken belebte Unterwasserwelt. Um davon zu erzählen, wie als Folge der Ölindustrie weibliche Purpurschnecken sich in männliche verwandelten, mit fatalen Konsequenzen für den Bestand der Art.

Mitten in einem fabelhaften Science-Fiction-Setting scheint der Besucher/die Besucherin dagegen in Ebene 1 zu landen. Um erst bei ganz genauem Hinschauen in den verführerisch glitzernden „Schmuckstücken“ real abgeformte Bohrköpfe zu erkennen, während die bunt bedruckten Riesenluftballone, die im Erdgeschoß schweben, in Wirklichkeit ins Überdimensionale aufgeblasene Molekularstrukturen diverser petrochemischer Substanzen sind.

📍 Kunsthaus Bregenz. Karl-Tizian-Platz; bis 2. Juli, Di–So 10–18, Do bis 20 Uhr.