In Österreichs Läden wird für 500 Millionen Euro geklaut, Tendenz auch in Tirol steigend
Ladendiebstähle verursachen im österreichischen Handel einen jährlichen Schaden von 500 Mio. Euro. Die Zahl an Delikten stieg zuletzt auch in Tirols Geschäften.
Innsbruck –„Die Leute sind oft sehr erfinderisch, wenn es darum geht, eine Ware mitgehen zu lassen“, sagt eine Verkäuferin eines Innsbrucker Kleidungsgeschäftes. Sie habe schon erlebt, dass Alufolien über Codes geklebt werden, um das Sicherheitssystem am Ausgang auszutricksen. Es gehe aber auch ganz frech: „Manche tauchen regelrecht als Gruppe auf, ein Teil kundschaftet zuerst das Geschäft aus, ein anderer stürmt dann rein, packt einen Stapel Kleidung und rennt hinaus“, erzählt die Frau. Es würden zwar Menschen aus allen Schichten stehlen, auch solche, denen man es nicht ansehen würde, insgesamt aber würde man schon merken, dass viele aus Geldmangel stehlen: „Mir persönlich kommt vor, die Leute spüren die Teuerung, wollen sich aber dennoch etwas gönnen und versuchen, es sich dann über Diebstahl zu holen“, sagt die Innsbruckerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will.
Dass die Zahl an Ladendiebstählen gestiegen ist, ist nicht nur ein subjektives Gefühl einzelner VerkäuferInnen, sondern lässt sich auch anhand der angezeigten Delikte bei der Polizei belegen: So wurden in Tirol allein im Jahr 2022 insgesamt 1274 Ladendiebstähle von Geschäften angezeigt. Das ist ein Plus von rund 16 Prozent. Laut Polizeistatistik ist das in etwa jene Zahl, die man auch vor Corona-Zeiten registriert hat. Tendenz steigend.
Vier Fünftel aller österreichischen Geschäfte waren bereits von Kriminalität betroffen, bei manchen Händlern haben sich die Fallzahlen zuletzt verdreifacht, heißt es dazu seitens des österreichischen Handelsverbands: „2022 ist die Zahl der Delikte im stationären Handel in ganz Österreich deutlich angestiegen. Der klassische Ladendiebstahl ist dabei am häufigsten“, heißt es.
Knapp die Hälfte aller Händler macht mehrfache Erfahrungen mit Ladendiebstählen. Die Betriebe würden auf Mitarbeiterschulungen (63 %), Videoüberwachung (59 %) und teils auch auf eigene Laden-detektive setzen, dennoch nehmen Diebstähle zu. Fast jeder wird angezeigt. Besonders betroffen ist der Elektro- und Sporthandel. Auf TT-Anfrage bei Lebensmittelketten heißt es von dort, man wolle keine Zahlen zu Diebstählen nennen. Aus Sicherheitsgründen.