Niedrigster Wert seit Mai 2022

Inflation sank im Juni laut Schnellschätzung auf 8 Prozent, deutlich höher als im Euroraum

Die Preise für Treibstoffe sind im Vergleich zum Juni des Vorjahres stark gesunken.
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Die Inflation in Österreich sinkt auf den tiefsten Wert seit Mai vergangenen Jahre, im Euroraum ist sie jedoch mit 5,5 Prozent deutlich niedriger. Finanzminister Brunner befindet weitere Maßnahmen für nötig, Opposition und AK fordern Preiseingriffe.

Wien – Die Inflation sank im Juni laut Schnellschätzung der Statistik Austria auf 8,0 Prozent, nach 9,0 Prozent im Mai. Das ist der niedrigste Wert seit Mai 2022. Der Rückgang geht in erster Linie darauf zurück, dass die Preise für Treibstoffe und Heizöl im Vergleich zum Juni des Vorjahres stark gesunken sind. Darüber hinaus haben sich die anhaltend hohen Preissteigerungen in der Gastro, bei Haushaltsenergie und bei Nahrungsmitteln weiter leicht abgeschwächt, so die Statistiker.

Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) für Juni 2023 liegt bei plus 7,8 Prozent, das ist ein Plus von 0,3 Prozent zum Vormonat, geht aus den heute präsentierten Daten der Statistik Austria hervor.

Die Inflation im Euroraum hat dank sinkender Energiepreise erneut deutlich nachgelassen und liegt unter jener in Österreich. Die Verbraucherpreise stiegen im Juni binnen Jahresfrist um 5,5 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat am Freitag in einer ersten Schätzung mitteilte. Im Mai war die Teuerung noch bei 6,1 Prozent gelegen, nach 7,0 Prozent im April.

Energiepreise sinken

In Österreich liefern vor allem die Energiepreise weiterhin einen hohen Beitrag zur Teuerung, im Euroraum schlagen hier sinkende Preise bereits stärker durch, erklärte Wifo-Ökonom Josef Baumgartner im Gespräch mit der APA. Auch die Dienstleistungspreise liegen hierzulande deutlich höher als im Euroraum. "Die Kerninflation steigt in Österreich noch, im Euroraum schon nicht mehr", sagte Baumgartner.

Im Dienstleistungsbereich machen die Löhne eine großen Teil der Kosten aus, die Lohnentwicklung habe hier heuer im ersten Quartal deshalb zu höheren Preisen geführt. Zuletzt hatte es in Österreich Diskussionen darüber gegeben, ob die hohe Inflation eine Folge der Lohnabschlüsse von rund plus zehn Prozent ist. Basis für die Kollektivvertragsverhandlungen ist traditionell die Inflationsrate der zurückliegenden zwölf Monate.

2022 hätten die höheren Löhne hingegen nicht preistreibend gewirkt, Schuld an der hohen Inflation waren im vergangenen Jahr vor allem die Energiepreise. "Die Energiewirtschaft, die Mineralölwirtschaft, die Bauwirtschaft und auch die Landwirtschaft haben 2022 satte Gewinne eingefahren", so der Wifo-Experte. Die Reallöhne seien im vergangenen Jahr um knapp 4 Prozent gefallen.

Deutlicher Rückgang bis Jahresende erwartet

Bis Jahresende dürfte die Inflation hierzulande laut Wifo-Einschätzung deutlich zurückgehen und schließlich rund 5 Prozent erreichen. Baumgartner rechnet aber damit, dass Österreich heuer und im nächsten Jahr weiterhin bei den Euroraum-Ländern mit den höchsten Inflationsraten liegen wird. Das habe auch mit dem Lohnsystem zu tun: "Gewerkschaften wollen den Kaufkraftverlust abgegolten haben, das hat im nächsten Jahr höhere Lohnkosten zur Folge und verlangsamt den Rückgang der Inflation", so der Wifo-Ökonom. Das Ziel der Europäischen Zentralbank, die Teuerungsrate auf 2 Prozent zu begrenzen, wird Österreich laut Wifo-Einschätzung erst 2026/27 erreichen, später als andere Euroländer.

Deutschland hat gestern die Teuerung für Juni verlautbart, beim Nachbarn liegt sie bei 6,4 Prozent. Im Mai war die deutsche Inflationsrate noch auf 6,1 Prozent gesunken.

"Der Trend geht weiter und die Teuerung sinkt erneut, das ist mehr als erfreulich", kommentierte Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) die Inflationsrate im Juni. "Nach wie vor ist die Situation in vielen Ländern nicht einfach. In Deutschland ist die Inflation angestiegen statt gesunken", gab Brunner jedoch zu bedenken. "Um die EZB im Kampf gegen die Inflation zu unterstützen, müssen wir daher weiterhin Maßnahmen setzen, die inflationssenkend wirken."

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Leitartikel

Vor dem Lohn war die Inflation

Die Opposition sieht im Rückgang der Inflation indes keinen Grund zur Freude. Österreich habe nach wie vor eine der höchsten Inflationsraten in der Eurozone, kritisierten FPÖ und SPÖ in Aussendungen. Beide Parteien machten die ÖVP-Grünen-Regierung für die Teuerung verantwortlich und forderten Preissenkungen.

Auch die Arbeiterkammer (AK) nahm die anhaltend hohe Inflation zum Anlass, Preissenkungen zu fordern. "Wir müssen die Inflation mit Preiseingriffen schneller in den Griff bekommen. Dafür braucht es endlich eine Mietpreisbremse, auch eine Wärmekostenbremse, sowie ein Preisgesetz mit Biss", so Tobias Schweitzer von der AK Wien. (APA)