Nach scharfer Kritik

Neue Tarife gelten bereits ab 24. Juli: Tiwag senkt den Strompreis früher

© Rita Falk

Die Energiepreise sollen noch vor der Heizsaison spürbar purzeln: Wie der Landesenergieversorger am Dienstag bekannt gab, werden die Preise bereits Ende Juli gesenkt. Bis März soll es eine Preisgarantie geben.

Innsbruck – Das Machtwort von Tiwag-Eigentümervertreter LH Anton Mattle hat gefruchtet: Nach einer Prüfung einer vorzeitigen Strompreissenkung hat der Tiroler Landesenergieversorger nachgegeben. Ursprünglich war eine Senkung im Umfang von zehn bis 15 Prozent für den Herbst in Aussicht gestellt worden. Mattle hatte aber eine Senkung vor Beginn der Heizsaison gefordert.

„Aufgrund des derzeit äußerst dynamischen Marktumfelds ziehen wir die Preissenkung auf 24. Juli vor“, informiert Tiwag-Vorstandsvorsitzender Erich Entstrasser in einer Aussendung am Dienstag. Konkret wird der Energiepreis für alle KundInnen, die auf den neuen Stromvertrag umsteigen oder bereits umgestiegen sind auf 15,7 ct/kWh netto bzw. 18,84 ct/kWh brutto inkl. Boni abgesenkt. Bis zum 31. März 2024 und damit bis zum Ende der kommenden Heizsaison gilt eine Preisgarantie. Die Energiepreise können damit nur gesenkt, aber nicht erhöht werden. Auch die IKB wird ihre Produkte entsprechend anpassen.

„Im Gegensatz zu den meisten anderen Anbietern haben wir bis Juli 2023 die Preise für die HaushaltskundInnen stabil niedrig gehalten. Zudem prüfen wir, ob aufgrund der neuen Beschaffungsstrategie und der Marktpreisentwicklungen eine weitere Preissenkung zum Jahreswechsel möglich ist“, so Entstrasser.

📽️ Video | LH Mattle zur Senkung der Tiwag-Strompreise

Tiwag emphfiehlt Wechsel in Neuvertrag

Aufgrund der deutlichen Preisdifferenz zum Altvertrag (-25 Prozent vor Strompreisbremse) empfiehlt die Tiwag KundInnen einen raschen Wechsel in den Neuvertrag. 100.000 Bezieher haben den neuen Vertrag bereits unterschrieben.

Nähere Informationen

Einige Beispiele zur Anpassung der Teilbeträge haben zuletzt für Verunsicherung bei den KundInnen gesorgt. Dazu hat die Tiwag auf ihrer Website unter www.tiwag.at/teilbetrag eine Liste der häufigsten Fragen samt Erklärungen veröffentlicht. Zudem können Tiwag-KundInnen sich bei Unklarheiten an die eigens eingerichtete Kontaktstelle unter teilbetrag@tiwag.at wenden.

Dornauer: "Spät, aber doch"

Mit der Tiwag war jedenfalls auch die schwarz-rote Landeskoalition zunehmend unter Beschuss geraten ‒ von der Arbeiterkammer bis hin zur Landes-Opposition. Und auch innerhalb der Regierung machte sich Unmut breit. So forderte etwa auch SPÖ-Landeshauptmannstellvertreter Georg Dornauer das "Ausschöpfen aller Möglichkeiten zur Senkung des Stromtarifs", und dies rasch.

Nach der Tiwag-Ankündigung zeigte sich Dornauer nunmehr zufrieden, sparte aber gleichzeitig nicht mit kleinen Seitenhieben gegen den Energieversorger. "Nach massivem politischen Druck" habe es beim Landesenergieversorger "spät, aber doch, ein Einlenken gegeben." "Gerade Energieversorger in öffentlicher Hand sollten in diesem sensiblem Marktumfeld mit Weitsicht agieren. Wir müssen nun langfristig sicherstellen, dass die Tirolerinnen und Tiroler den günstigsten Stromtarif erhalten", so der rote Landeshauptmannstellvertreter.

Für ÖVP-Klubobmann und AAB-Chef Jakob Wolf war es "heute höchste Zeit, dass die Tiwag Klarheit beim Tiroler Strompreis geschaffen hat" und nun mit 23. Juli den Strompreis nicht erhöht.

Zangerl: "Schritt in die richtige Richtung"

Entsprechend mit Genugtuung nahm AK-Chef Erwin Zangerl am Dienstag auch die nunmehrige Ankündigung zu Kenntnis. Er sprach von einem "Schritt in die richtige Richtung". Mitverantwortlich dafür sei - wenig überraschend - auch der Druck der AK gewesen, die schon zu Beginn der Verhandlungen mit der Tiwag im März darauf hinwiesen habe, dass eine derartige Erhöhung des Strompreises nicht haltbar sei.

"Man hat die Entwicklung seitens der Tiwag leider unterschätzt und unsere Warnungen nicht ernst genommen. Die Auswirkungen auf die Kundinnen und Kunden sind so enorm, dass endlich gehandelt werden musste", interpretierte Zangerl die Entwicklung.

FPÖ: "Schwarz-roter Notbluff"

Ganz anders hingegen Tirols FPÖ-Obmann Markus Abwerzger, der einen "schwarz-roten Notbluff" ortete, der nicht ausreichen werde. Abwerzger sprach von einer "Placebosenkung", die zu spät komme und zu gering ausfalle, aber immerhin ein Anfang sei. "Wenn Menschen 200 Prozent höhere Vorschreibungen bekommen, man dann aber 'gnädigerweise' die Preise um 15 Prozent senkt, kommt das einer Verhöhnung gleich", kritisierte der Landesparteiobmann, der in der schwarz-roten Landeskoalition eine "noch unsozialere" sah als in der schwarz-grünen Vorgängerkonstellation.

NEOS fordern auch Gaspreissenkung

"Die jetzige Senkung ist ein Schuldeingeständnis und korrigiert nur dann die Fehler, wenn auch eine deutliche Gaspreissenkung durch die Tigas erfolgt", lautete indes die politische Bewertung, verbunden mit einer Aufforderung, von NEOS-Klubobmann Dominik Oberhofer. Die Landesregierung habe in den vergangenen Monaten "Verwirrung, Unsicherheit und Chaos" gestiftet, um jetzt teilweise zurückzurudern. (TT.com, APA)

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