Als erster Tiroler

Triumph für Osttiroler Felix Gall bei Tour de France: „Dieses Bergtrikot fühlt sich super an“

Der 25-jährige Osttiroler Felix Gall bewies seine Kletter-Qualitäten und holte sich neben dem Etappen-Podestplatz auch das Trikot des besten Bergfahrers.
© MARCO BERTORELLO

Als erster Tiroler schlüpfte Felix Gall bei der Tour de France ins Trikot des besten Bergfahrers und wurde Etappen-Dritter. Das Ötztal jubelt mit Sieger Jai Hindley.

Laruns – Mitten im dichten Nebel mussten sich am Mittwoch am Col du Soudet einige Fans die Augen reiben, als plötzlich Felix Gall als erster Fahrer auftauchte. Wahrlich wie aus dem Nichts, was nicht nur den Bedingungen, sondern auch der Tatsache geschuldet war, dass nur wenige den Tiroler Rad-Profi trotz seiner Berg-Qualitäten auf dem Radar der Tour de France hatten.

Das sollte sich auf der fünften Etappe aber schlagartig ändern. Der 25-jährige Osttiroler in Diensten des französischen Teams AG2R Mondiale sollte nicht nur die erste und höchste (HC) Bergwertung an diesem Tag gewinnen – mehr noch blieb er auch beim finalen Anstieg gemeinsam mit Jai Hindley (AUS) an der Spitze. Gall schlüpfte damit als erster Tiroler bei der größten Radrundfahrt der Welt ins rotgepunktete Trikot des besten Bergfahrers. Und weil’s noch nicht genug war, gab es als Draufgabe Rang drei und den ersten Tour-de-France-Podestplatz eines Tirolers nach Georg Totschnig 2005 (13. Etappe).

„Dieses Bergtrikot zu tragen fühlt sich supercool an“, freute sich der Junioren-Weltmeister von 2015. „Ich weiß nicht, ob es jetzt das Ziel ist, das Trikot zu verteidigen. Aber ich bin sehr zufrieden mit dem heutigen Tag.“

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Dieser Tag begann auf der ersten richtigen Bergetappe der 110. Frankreich-Rundfahrt schon relativ früh mit einer starken Ansage. Auf dem 162,7 Kilometer langen Teilstück von Pau nach Laruns lauerte Gall lange in einer starken Verfolger-Gruppe, ehe er kurz vor dem Col du Soudet den Turbo zündete und als Erster die 20 Punkte für die Bergwertung holte.

Am finalen Col de Marie-Blanque wiederholte der Hoffnungsträger aus Nußdorf-Debant seine Attacke, musste aber hinter dem bärenstarken Hindley als Zweiter über den Berg. Insgesamt 28 Punkte genügten aber, um die Bergwertungs-Führung zu übernehmen.

Morgen warten wieder viele Punkte, ich weiß nicht, ob ich noch einmal im Stande bin, in eine Fluchtgruppe zu gehen.
Felix Gall

„Das Ziel war es, in eine Gruppe zu gehen. Wir haben so einen großen Vorsprung vom Hauptfeld bekommen, dass ich mir dachte, ich gehe gleich auf die Bergwertung“, erzählte Gall. „Schlussendlich war Jai um einiges stärker im Schluss-Anstieg. Morgen warten wieder viele Punkte, ich weiß nicht, ob ich noch einmal im Stande bin, in eine Fluchtgruppe zu gehen.“

Am Donnerstag warten auf dem sechsten Teilstück noch einmal drei schwierige Anstiege – sollte Gall diese schwierige Etappe auch noch überstehen, dann darf er angesichts der anstehenden flacheren Teilstücke sein Trikot wohl eine Zeitlang behalten.

Ötztal jubelt mit Hindley

Lob gab es auch von Thomas Rohregger, Ö-Tour-Sieger von 2008 und früher selbst bei der Tour de France dabei. „Es ist sensationell, was Felix da gelungen ist“, lobte der Kramsacher, „Felix hat sich extrem gut entwickelt und ist in einer überragenden Form. Er hat sich in den letzten Jahren taktisch und technisch sehr verbessert, ich traue ihm bei der Tour schon noch einiges zu.“ In der Gesamtwertung hat Gall als 29. aber noch 6:02 Minuten Rückstand auf den neuen Leader Hindley.

Mit Leader Jai Hindley jubelte auch das Ötztal.
© MARCO BERTORELLO

Mit dem Bora-hansgrohe-Champion durfte auch das Ötztal jubeln. Als „erste österreichische Marke“ soll die Tourismusregion auf dem gelben Führungs-Trikot der Tour de France vertreten sein. „Das hätte ich mir nie gedacht. Das ist für uns eine richtig geile Geschichte“, sagte Oliver Schwarz, Geschäftsführer von Ötztal Tourismus.

Während Titelverteidiger Jonas Vingegaard an Hindley dranblieb, büßte Sloweniens Star Tadej Pogacar mit 1:40 Minuten Rückstand einiges ein und ist Gesamt-Sechster.

Vorjahressieger Jonas Vingegaard.
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Radsport – 110. Tour de France

5. Etappe: Pau – Laruns (162,7 km): 1. Jai Hindley (AUS) Bora 3:57,07 Std., 2. Giulio Ciccone (ITA/Trek) +32 Sek., 3. Felix Gall (AG2R) gl. Zeit; 57. Gregor Mühlberger (Movistar) +11:08 Min.; 75. Marco Haller (Bora) 16:52; 79. Felix Großschartner (UAE) 16:52; 122. Michael Gogl (Alpecin) 27:19; 146. Patrick Konrad (alle AUT/Bora) gl. Zeit.

Gesamtwertung: 1. Hindley 22:15,12, 2. Jonas Vingegaard (DEN/Jumbo-Visma) +47 Sek., 3. Ciccone 1:03 Min.; 29. Gall 6:02; 52. Großschartner 26:29; 65. Mühlberger 31:38; 87. Konrad 40:56.

Bergwertung: 1. Gall 28 Pkt., 2. Ciccone 19, 3. Hindley 18.