Signa änderte 2020 Bilanzen: EZB soll Banken-Kredite an Signa prüfen
Die Signa spricht von einer technischen Anpassung. 161 Millionen Euro von der Signa Development bzw. 496 und 763 Millionen Euro bei der Signa Prime Selection wurden nachträglich an Finanzverbindlichkeiten umgegliedert.
Wien – In Konzernbilanzen zweier Gesellschaften der Signa von Immobilieninvestor Rene Benko sind 2020 „Anpassungen an fehlerhaften Vorjahreszahlen" vorgenommen worden. In der Signa Development wurden 161 Mio. Euro nachträglich an Finanzverbindlichkeiten umgegliedert. Bei der Signa Prime Selection wurden 496 und 763 Mio. Euro in Finanzverbindlichkeiten umgruppiert, schreibt Der Standard. Die Signa spricht von einer technischen Anpassung an IFRS-Bilanzierungsregeln. Der Standard hingegen von einem „nicht alltäglichen Vorgang in einem Immobilienimperium".
Derartige Korrekturen in Konzernbilanzen dieser Größenordnung sind nicht alltäglich. Die jüngsten im Februar 2023 im Firmenbuch hinterlegten Jahresabschlüsse stammen aus dem Jahr 2020. Die „Anpassung der fehlerhaften Vorjahreszahlen", die sich sowohl im Abschluss der Signa-Prime-Gruppe (zu der die deutsche Warenhauskette Kaufhof gehört) als auch in der der Signa Development (zu der bis vor wenigen Wochen Kika/Leiner ressortierte) findet, sind keine Kleinbeträge.
Technische Umgliederung
In der Signa Development wurden in Summe 161 Millionen Euro nachträglich in die Finanzverbindlichkeiten umgegliedert – das waren gemessen an der Bilanzsumme rund vier Prozent. Bei der Prime Selection waren es laut Standard deutlich mehr, es wurden 496 und 763 Millionen Euro umgruppiert, das entspricht rund acht Prozent der Bilanzsumme.
Der Wirtschaftsprüfer KPMG hält in seinen Ausführungen in den Bilanzen fest, dass die sogenannten Covenants, also vertraglich bindende Zusicherungen des Kreditschuldners, selbstverständlich eingehalten wurden. Das Unternehmen teilte auf Anfrage laut Standard mit: „Diese Anpassungen sind den Bilanzierungsrichtlinien von IFRS (Internationale Finanz- und Reporting Standards, Anm.) geschuldet – es handelt sich lediglich um ein detaillierteres Ausweisthema – sohin um eine technische Umgliederung."
Keine Umgliederungen in den Folgejahren
In den „Notes" seien alle Punkte an mehreren Stellen ohnehin detailliert offengelegt worden, so Signa. „Der Sachverhalt wurde ordnungsgemäß umgestellt, dargestellt und erläutert."
In den Folgejahren seien keine Umgliederungen mehr notwendig gewesen, betont die Signa. Zur Signa Prime gehört beispielsweise der deutsche Warenhausriese Galeria Kaufhof. In Österreich kam die Signa zuletzt im Zuge der Kika/Leiner-Insolvenz nicht aus den Schlagzeilen. Diese kam kurz nach dem Verkauf der Möbelhandelskette durch die Signa.
Laut den veröffentlichten Bilanzen 2020 müssen die beiden wesentlichen Teile der Signa-Gruppe von 2022 bis 2025 rund 3,7 Milliarden Euro an Verbindlichkeiten tilgen und 800 Millionen Euro an Zinsen zahlen. Laut Standard sind knapp 8,2 Milliarden Euro an Bankverbindlichkeiten grundbücherlich besichert.
Laut der Unternehmensberatung „Finanzombudsteam" im Bericht sei klar, dass es massive Steigerungen der Mieterlöse und Wertsteigerung der Immobilien gebraucht habe, um die Lücke zwischen dem Cashflow 2020 und den künftig ausgewiesenen Kredittilgungen zu schließen. Banken ließen sich hier auf ein Klumpenrisiko ein, während es für KMU immer schwieriger werde, an Kredite zu gelangen, wird der Geschäftsführer Gerald Zmuegg vom Blatt zitiert.
Bericht: EZB prüft Banken rein auf Signa-Kredite
Die Presse berichtete indes unter Verweis auf einen Artikel der Frankfurter Allgemeine Zeitung, dass die Europäische Zentralbank (EZB) Banken erstmals nur zu einem Kreditnehmer prüfe – der Signa-Gruppe von Benko. Ein Team von Bankenaufsehern –überwiegend mit Österreichern besetzt – prüfe europäische Banken zu diesem ausgewählten Kreditnehmer. „Das gab es noch nie", zitierte die deutsche Zeitung einen langjährigen Bankvorstand, der anonym bleiben will.
Demnach werden alle Banken, die Geschäftsbeziehungen zu Signa haben, in der Vorortprüfung einbezogen: Landesbanken, spezielle Immobilienbanken, deutsche und österreichische Finanzhäuser. Die Höhe der Benko-Kredite je Institut müssten die Bankenaufseher laut „Presse" kennen, auch wenn das Signa-Reich verzweigt ist. Unter der Signa-Obergesellschaft (Holding), die zu zwei Dritteln der Familienstiftung Benko gehört, stehen drei separate Gesellschaften, in einer von ihnen steckt auch die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof. Diese hat in Deutschland immense Staatshilfen bekommen.
Die Untersuchungsmannschaft sammle Daten darüber, ob die Kreditgeber der Signa-Gruppe die Kreditvergabestandards eingehalten haben. Sie hinterfragen darüber hinaus die Kreditsicherheiten und prüfen, ob alle Zinszahlungen geleistet und die im Kreditvertrag vereinbarten Finanzkennzahlen (covenants) eingehalten oder womöglich gebrochen wurden. In der Regel dauern diese Untersuchungen sechs bis acht Wochen.
Die EZB selbst bestätigte den Bericht nicht. Signa wollte dazu auf Anfrage laut Presse keinen Kommentar abgeben. Unternehmen werden allerdings auch nie über etwaige Bankprüfungen der EZB nie informiert.
Schon länger ist bekannt, dass die EZB das Immobilienrisiko der Banken genauer unter die Lupe nimmt. Dabei werden alle Arten von Immobilien- und Unternehmenskrediten geprüft. Bisher waren die Quoten zu faulen Krediten (Non-Performing-Loans) äußerst niedrig. (APA)
Corona-Maßnahmen für alle Unternehmen
Brunner verteidigt im Nationalrat Steuerstundungen für Kika/Leiner
Verträge wurden aufgelöst
Nach Pleite von Kika/Leiner: 118 Gastro-Mitarbeiter verlieren ihre Jobs
📸 Auch Mateschitz und Swarovski
Kanzler Nehammer und Invester Benko ließen sich Spielberg nicht entgehen
Sporthändler in roten Zahlen