Bunte Formen von Toleranz: „Tolerance Poster Projects“ auf Bauzaun in Innsbruck
Innsbruck – Bei Harry Pearce wird das „Me“ zum „We“ – ganz einfach, indem er einen Buchstaben umdreht. So simpel verschiebt der britische Grafikdesigner den Fokus vom Einzelnen auf die Gesellschaft. Toleranz ist gefragt, besonders in einer Zeit, in der sich vermeintlich immerwährend neue Gräben in der Gesellschaft auftun – und bereits bestehende Risse größer werden. Das Wort „Toleranz“ ist es, das bei Maja Zurawieka aus Polen zur Naht wird, die die Wunde kittet. Auch sie ist Grafikdesignerin. Auch sie hat auf Einladung von Mirko Ilić ein Poster zum Thema Toleranz gestaltet. Aber kann Grafikdesign mit seiner – im Idealfall – starken, visuellen Sprache etwas zur Sichtbarmachung von Solidarität beitragen?
Ilić als Aktivist dürfte an die Kraft von Gestaltung glauben, sonst hätte er das „Tolerance Poster Project“ 2017 wohl nicht initiiert. Konzipiert als Wanderschau durch die unterschiedlichsten Städte und Nationen ist das Projekt dank WEI SRAUM nun in Innsbruck gelandet. Nicht etwa in den Räumen des Designforums Tirol selbst, sondern mitten in der Stadt.
Insgesamt 32 von 200+ Postermotiven aus dem Toleranz-Projekt sind noch bis 25. August in der Innsbrucker Adamgasse zu sehen. Möglich gemacht hat das die RLB, auf deren Bauzaun, der normalerweise als kommerzielle Werbefläche genutzt wird, die Posterschau angebracht ist. Dort finden sich neben dem deutschen Designer Christoph Niemann, der mit seinen „Sunday Sketches“ auch auf Social Media eine Fangemeinde hat, GestalterInnen aus aller Welt.
Ausgewählt wurden die Motive vom WEI SRAUM selbst, der mit dieser Posterschau nicht schnödes „name dropping“ machen, sondern auf die Vielfalt der Bildsprachen hinweisen möchte. Sie alle eint die Forderung nach mehr Toleranz vor dem vermeintlich Fremden – sei es bezogen auf die Herkunft von Menschen oder bezogen auf die Zugehörigkeit zu einem (oder keinem) bestimmten Geschlecht. „Ersetze die Angst vor dem Unbekannten mit Neugier“, fordert Tarek Atrissi aus dem Libanon auf dem eigenen Plakat.
Ein Tiroler Motiv soll mit dem Gastspiel in Innsbruck nun zur Sammlung von Mirko Ilić übrigens dazukommen – so sind die Regeln des ständig wachsenden „Tolerance Poster Project“. Das in Innsbruck beheimatete „Super Studio“ bastelt derzeit an einem Entwurf. (bunt)