Ukraine will Schlüsselpositionen um Bachmut erobert haben
Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben die Kontrolle über wichtige Anhöhen bei Bachmut im Gebiet Donezk von den russischen Truppen zurückerlangt. "In Bachmut halten unsere Verteidiger seit mehreren Tagen die Eingänge, Ausgänge und Feindbewegungen in der Stadt unter Feuerkontrolle", schrieb am Montag Vizeverteidigungsministerin Hanna Maljar am Montag auf Telegram. "Der Feind befindet sich in der Falle", betonte auch Armeechef Olexander Syrskyj.
Die stark zerstörte Stadt mit einst über 70.000 Einwohnern war erst im Mai nach monatelangen Kämpfen von russischen Einheiten erobert worden. In der Ostukraine hat die ukrainische Armee Maljar zufolge seit dem Beginn ihrer Gegenoffensive insgesamt 24 Quadratkilometer befreit. In der Südukraine seien es gut 169 Quadratkilometer. In der vergangenen Woche seien in Summe in beiden Richtungen etwa 14 Quadratkilometer hinzugekommen.
Die ukrainische Offensive kam zuletzt angesichts der massiven Verteidigungsstellungen der russischen Armee nur langsam voran. Nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj haben die ukrainischen Streitkräfte bei den Kämpfen im Südosten ihres Landes die Initiative ergriffen. "Wir kommen vorwärts, wir stecken nicht fest", sagte Selenskyj dem US-TV-Sender ABC. In zwei Gebieten im Südosten tobten schwere Kämpfe, teilte Vize-Verteidigungsministerin Maljar auf Telegram mit. "Wir sind dabei, unsere Gewinne in diesen Gebieten zu konsolidieren", schrieb sie.
Die hohe Zahl an Verletzten im Angriffskrieg gegen die Ukraine beeinträchtigt nach Einschätzung britischer Geheimdienste die medizinische Versorgung in Russland. "Der Zustrom militärischer Opfer hat wahrscheinlich die normale Bereitstellung einiger russischer zivil-medizinischer Dienste beeinträchtigt, insbesondere in den Grenzregionen zur Ukraine", teilte das Verteidigungsministerium in London am Montag mit. "Wahrscheinlich sind spezialisierte Militärkrankenhäuser für Verletzungen von Offizieren reserviert." Angesichts von 400 Opfern im Durchschnitt pro Tag seit Kriegsbeginn am 24. Februar 2022 herrsche eine Versorgungskrise bei der Betreuung verletzter russischer Soldaten.
Das britische Ministerium zitierte den Leiter der Kampfmedizin-Ausbildung des Rüstungsunternehmens Kalaschnikow mit den Worten, bis zu 50 Prozent der Getöteten hätten bei angemessener Erster Hilfe gerettet werden können. Dass Verletzte nur langsam evakuiert und Verbandsmaterial unsachgemäß verwendet werde, sei "eine der Hauptursachen für vermeidbare Todesfälle und Amputationen", hieß es unter Berufung auf Medienberichte.
Beim Angriff auf ein Hilfszentrum in der Südukraine starben indes fünf Menschen. Ein Wohnviertel in Orichiw im Süden der Ukraine sei während der Ausgabe von humanitärer Hilfe von einer gelenkten Fliegerbombe getroffen worden, teilte der Chef der Militärverwaltung der Region Saporischschja, Jurij Malaschko, am Montag auf seinem Telegram-Kanal mit. Drei Frauen im Alter zwischen 43 und 47 Jahren und ein 47-jähriger Mann seien auf der Stelle getötet worden. In den Trümmern sei später die Leiche eines weiteren Mannes gefunden worden, wurde Malaschko von der Nachrichtenagentur Interfax-Ukraine zitiert. Insgesamt hätten russische Truppen 36 Angriffe auf 10 Ortschaften in der Region durchgeführt. Beschossen worden seien die Siedlungen zumeist mit Raketen und Artillerie.
Der ukrainische Filmemacher Oleh Senzow wurde nach eigenen Angaben an der Front verletzt. "Das war gestern. Heute geht es schon besser", kommentierte Senzow am Sonntagabend bei Facebook ein von ihm veröffentlichtes Video, dass ihn verletzt auf dem Schlachtfeld zeigt. Am Boden liegend hatte er dort von einer Splitterverletzung berichtet. Er sei mit anderen verwundeten Kameraden ins Krankenhaus eingeliefert worden, teilte er mit.
Der auf der Krim geborene Ukrainer wurde 2014, nach der russischen Annexion der ukrainischen Halbinsel, dort verhaftet. International galt er als politischer Häftling. 2019 kam er im Rahmen eines Gefangenenaustausches frei. Nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine meldete sich Senzow in Kiew als Freiwilliger. Zuletzt kämpfte er im Gebiet Saporischschja und wurde dort zum Unterleutnant befördert.