Hitze: In Österreich steigt die Klimatisierung seit Jahren massiv an
In Österreich wird an Hitzetagen immer mehr gekühlt. Der Fernkälteabsatz hat sich seit 2009 von rund 25 auf zuletzt 188 GWh fast verachtfacht, teilte der Fachverband der Gas- und Wärmeversorgungsunternehmungen mit.
Wien – Mit der steigenden Anzahl an Hitzetagen steigt auch der Klimatisierungsbedarf in Österreich. 2022 wurde mit 188 Gigawattstunden (GWh) um rund sechs Prozent mehr Fernkälte abgesetzt als im Jahr davor. Damit hat sich der Fernkälteabsatz seit 2009 von rund 25 auf zuletzt 188 GWh fast verachtfacht, teilte der Fachverband der Gas- und Wärmeversorgungsunternehmungen am Montag mit. Auch heuer rechnet der Fachverband mit einem weiteren Wachstum des Fernkälteabsatzes.
Diese Entwicklung ist auch auf den zunehmenden Ausbau des Fernkältenetzes zurückzuführen. Das Netz wuchs im Jahr 2022 um 13,5 Prozent und erreichte zum Jahresende eine Gesamtlänge von 36 Kilometern.
Spitzenreiter beim Fernkälteabsatz ist Wien. Rund 79 Prozent des Fernkältenetzes entfallen auf die Bundeshauptstadt. Zu den bisher mit Fernkälte versorgten Gebäuden zählen die Universität Wien, die Nationalbank, das Allgemeine Krankenhaus Wien, das Parlament, das Rathaus, das Museum für angewandte Kunst, der Austria Campus sowie zahlreiche Hotels und mehrere hundert Neubauwohnungen. Bis 2030 soll sich die Kapazität der Wiener Fernkälte fast verdoppeln. Weitere Fernkälteanlagen gibt es unter anderem in Linz, St. Pölten und Graz. Ab 2024 sollen auch Gebäude in Klagenfurt mit Fernkälte versorgt werden.
Fernkälte kühlt - wie der Name schon sagt - aus der Ferne. In einem geschlossenen Kreislauf wird kaltes Wasser durch ein isoliertes Rohrleitungsnetz transportiert. Vor Ort nimmt das Wasser Wärme auf und kühlt so die Raumtemperatur. Anschließend fließt es zurück und wird wieder zentral gekühlt. Für die Kühlung aus der Ferne spricht vor allem der geringere CO2-Ausstoß im Vergleich zu konventionellen Klimageräten. Laut Fachverband verbraucht eine Fernkältezentrale bei gleicher Kälteleistung um rund 70 Prozent weniger Primärenergie als dezentrale Klimageräte und verursacht um rund 50 Prozent weniger CO2-Emissionen.
In Europa wird es aufgrund der Klimakrise immer heißer. Im vergangenen Jahr lag die Durchschnittstemperatur um rund 2,3 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau, wie zuletzt aus dem Jahresbericht des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) hervorgeht. Damit steigt auch der Bedarf an Kühlsystemen. Expertinnen und Experten rechnen damit, dass Europa in Zukunft im Sommer etwa so viel Kühlenergie benötigen wird wie im Winter Heizenergie. (APA)