Sabalenka und Jabeur stehen im Wimbledon-Halbfinale
Die Titelverteidigerin ist raus in Wimbledon. Nach dem Finalsieg gegen Jabeur im Vorjahr muss sich Rybakina im Viertelfinale geschlagen geben. Die Nummer zwei der Welt marschiert dagegen weiter.
London – Ons Jabeur hat sich für die Finalniederlage des Vorjahres in Wimbledon an Elena Rybakina revanchiert. Die Tunesierin zog mit einem 6:7(5),6:4,6:1 gegen die kasachische Titelverteidigerin ins Halbfinale des Londoner Rasenklassikers ein. Dort trifft Jabeur auf die an Nummer zwei gesetzte Aryna Sabalenka. Die Belarussin setzte sich gegen die US-Amerikanerin Madison Keys mit 6:2,6:4 durch.
Jabeur und Rybakina waren sich im Vorjahr im Endspiel gegenüber gestanden. Damals hatte sich die 24-jährige Kasachin in drei Sätzen zu ihrem ersten Grand-Slam-Titel durchgesetzt. Jabeur zeigte gegen Rybakina eine starke kämpferische Leistung und war im dritten Satz nicht mehr zu stoppen. "Ich bin sehr glücklich. Auch wenn ich wünschte, ich könnte dieses Spiel gegen das aus dem vergangenen Jahr eintauschen." Die 28-Jährige jagt noch ihren ersten ganz großen Titel.
Der ist Sabalenka mit dem Gewinn der Australian Open in diesem Jahr bereits geglückt. In London steht die Athletin aus Belarus wie vor zwei Jahren in der Runde der letzten vier. Im vergangenen Jahr hatte sie wegen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine in Wimbledon nicht spielen dürfen. "Ich habe schon als kleines Kind davon geträumt, hier in Wimbledon erfolgreich zu sein", sagte Sabalenka nach ihrem bereits 40. Sieg in diesem Jahr.
Ein politisch brisantes Endspiel zwischen der Ukrainerin Switolina, die dafür zuvor noch Marketa Vondrousova aus Tschechien schlagen müsste, und der Belarussin Sabalenka ist damit wahrscheinlicher geworden. Switolina weigert sich seit dem russischen Angriffskrieg auf ihre Heimat, Spielerinnen aus Russland und Belarus nach den Spielen die Hand zu schütteln. Die von der Frauen-Organisation WTA geduldete Handlung hatte schon nach ihrem Achtelfinalsieg gegen die Belarussin Viktoria Asarenka dafür gesorgt, dass Asarenka beim Verlassen des Platzes von einem Teil der Zuschauer ausgebuht worden war.
Jüngster Wimbledon-Halbfinalist seit 2007
Carlos Alcaraz und Daniil Medwedew sind erstmals in ihren Karrieren ins Halbfinale von Wimbledon eingezogen. Der Weltranglistenerste Alcaraz besiegte den Dänen Holger Rune im Duell der verheißungsvollsten Spieler der neuen Tennis-Generation glatt 7:6(3),6:4,6:4. Medwedew indes beendete den Siegeszug von Christopher Eubanks. Die Nummer drei aus Russland setzte sich in fünf Sätzen in 6:4,1:6,4:6,7:6(4),6:1 gegen den US-Überraschungsmann durch.
Der 20-jährige Alcaraz ist der jüngste Wimbledon-Halbfinalist seit der mögliche Finalgegner Novak Djokovic 2007 so weit gekommen war. Der Serbe trifft im zweiten Halbfinale auf Jannik Sinner aus Italien. Alcaraz benötigte gegen den sechs Tage älteren Rune am Mittwoch 2:23 Stunden. "Hier so weit zu kommen, ist ein Traum. Ich habe auf sehr gutem Niveau gespielt, das hatte ich auf diesem Belag nicht erwartet", sagte Alcaraz.
Die ehemaligen Doppelpartner im Bubenalter lieferten sich ein Duell auf Augenhöhe. Rune begeisterte das Publikum um die britische Königin Camilla mit spektakulären Schlägen, die entscheidenden Punkte aber gewann Alcaraz. So nutzte der Spanier etwa im zweiten Satz den einzigen Breakball, um auf 2:0 zu stellen, und war letztlich der reifere Spieler im überhaupt ersten Wimbledon-Viertelfinale zweier unter 21-jähriger in der Profi-Ära.
Nur im ersten Satz hatte Alcaraz mit Rune wirkliche Schwierigkeiten. "Wenn du bei einem Grand-Slam-Turnier im Viertelfinale bist, dann gibt es auf dem Platz keine Freunde mehr. Dann musst du nur auf dich schauen", sagte Alcaraz, der die Chance auf das Traumfinale gegen den seit 33 Spielen in Wimbledon ungeschlagenen Djokovic am Leben hielt.
Medwedew erreicht erstmals Wimbledon-Halbfinale
Zuvor aber stellt sich Medwedew in den Weg, der für seine Halbfinal-Premiere ein Wellental der Gefühle durchschreiten musste. Eubanks, der zuletzt mit Stefanos Tsitsipas eine große Nummer eliminiert hatte, ging für die nächste Sensation wieder aufs Ganze. 74 Winner schlug der 2,01 Meter große Schlaks, der zuvor neun Siege in Wimbledon in Folge gefeiert hatte. Er machte aber auch 55 unerzwungene Fehler.
Dem gegenüber die Bilanz von Medwedew, der bei 52 Winner in drei Stunden Spielzeit nur 13 unerzwungene Fehler einstreute. Der Russe stand gegen den vier Sätze lang wieder wie entfesselt aufspielenden Eubanks kurz vor dem Aus, behielt im Tiebreak des vierten Satzes aber die Nerven und drehte die Partie. "Jetzt muss ich wohl auf den Centre Court", scherzte Medwedew. Seine Partien waren bisher nur auf den anderen Plätzen angesetzt worden. (APA)