7 Mrd. Euro vom Bund

Mikrochipgipfel: „Klimaschutz geht nicht ohne Digitalisierung“

Bundeskanzler Nehammer (l.) und Wirtschaftsminister Kocher (r.) hören Umweltministerin Leonore Gewesslers Pläne zur Halbleiterindustrie.
© APA/Hochmuth

Beim „Mikrochipgipfel“ unterstrich die Regierung die Wichtigkeit der Branche, bis 2030 wollen Unternehmen 7 Mrd. Euro investieren.

Wien – Die heimische Halbleiterindustrie steht gut da, braucht aber noch Milliarden für weiteres Wachstum. Die Stärkung der Branche stand am Donnerstag im Mittelpunkt des „Mikrochipgipfels“ im Bundeskanzleramt, zu dem Karl Nehammer (ÖVP) Vertreterinnen und Vertreter der Branche wie etwa Infineon-Chefin Sabine Herlitschka und AT&S-Chef Andreas Gerstenmayer geladen hat. „Mikrochips in Österreich soll so ein Begriff werden wie Lipizzaner oder Mozartkugeln“, so der Kanzler vor Journalisten.

„Mikrochips sind auch die Motoren der Transformation“, betonte Nehammer gestern in der an das Treffen anschließenden Pressekonferenz mit Blick auf Digitalisierung und Energiewende. „Klimaschutz geht nicht ohne Digitalisierung, Halbleiter sind essenziell für viele Klimaschutz-Technologien. Egal ob für Windkraft, Photovoltaik, E-Autos oder Energienetze – überall finden sich Chips“, bekräftigte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne). „Chips machen möglich, dass wir in eine klimafitte Zukunft gehen.“

Wir haben investiert und wir wollen das auch weiterhin tun – der nächste Schritt ist der European Chips Act, die Umsetzung des European Chips Act.
Leonore Gewessler (Grüne)

In den vergangenen 15 Jahren habe das Klimaschutzministerium bereits über 530 Mio. Euro an Förderungen investiert. „Wir haben investiert und wir wollen das auch weiterhin tun – der nächste Schritt ist der European Chips Act, die Umsetzung des European Chips Act.“ Jetzt werde die so genannte erste Säule umgesetzt – ein Arbeitsprogramm zur Forschungs- und Innovationsförderung im Gesamtumfang von 3,3 Mrd. Euro im Zeitraum 2023 bis 2027. Die Summe werde im freien Wettbewerb vergeben. Das heißt, die besten Projekte kommen zum Zug.

„Mikrochips halten unsere Welt am Leben und vor allem auch am Laufen“, strich der Kanzler die zentrale Bedeutung der Mikroelektronik für die österreichische Standort- und Industriepolitik hervor. Das ist auch bereits im Regierungsprogramm verankert. Die Halbleiterindustrie, die derzeit rund 72.000 Arbeitsplätze schafft, will bis 2030 knapp 7 Mrd. Euro am Standort Österreich investieren, wie aus einer Potenzialerhebung des Industriewissenschaftlichen Instituts (iwi) hervorgeht. Dadurch sollen 26.500 zusätzliche Arbeitsplätze und im laufenden Betrieb noch einmal knapp 10.000 Jobs geschaffen werden. Die Zeit drängt. Denn im globalen Vergleich hinkt Europa mit großem Abstand hinter anderen Weltregionen wie etwa Asien hinterher.

Mit dem European Chips Act will die Europäische Kommission den Anteil Europas am internationalen Halbleitermarkt bis 2030 von 10 auf 20 Prozent erhöhen. Europaweit sind insgesamt 43 Mrd. Euro für den Ausbau der Halbleiterindustrie vorgesehen. Der Großteil muss national, also in den einzelnen Mitgliedstaaten, finanziert werden. (APA)