Diskussion um Süßstoff

Nun offiziell: Aspartam von WHO als „möglicherweise krebserregend“ eingestuft

Das Süßungsmittel wird seit Jahrzehnten umfassend untersucht.
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Es steckt in Softdrinks, Light-Produkten oder Fertiggerichten. Nun hat die WHO das Süßungsmittel Aspartam als „möglicherweise krebserregend" eingestuft. Was bedeutet das?

Wien – Seit Wochen kursiert das Thema durch die Presse, seit Freitag ist es offiziell: Der Süßstoff Aspartam ist laut der Krebsforschung IARC der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als „möglicherweise krebserregend“ eingestuft worden.

Aspartam ist einer von elf in der EU zugelassenen Süßstoffen für Nahrungsmittel: Es kommt u. a. in Softdrinks, Joghurt, Kaugummi, Desserts, Milchprodukten oder kalorienreduzierten Produkten vor. Laut der jüngsten Experteneinstufung kann der Süßstoff unter Umständen bei Menschen Krebs auslösen – aber in den üblichen konsumierten Mengen dürfte er kein Problem darstellen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ändert ihre Richtlinien trotz der neuen Einstufung allerdings nicht. Sie sieht in den zugrunde liegenden Studien keine Hinweise darauf, dass ein Verzehr im Rahmen der empfohlenen Höchstwerte gefährlich sein könnte. Wer sich daran halte, setze sich nach derzeitigem Wissensstand keinem höheren Krebsrisiko aus, berichtete die WHO.

Ein Softdrink ab und zu, oder Kaugummi: Da sollte man sich nach jetzigem Stand keine Sorgen machen.
Francesco Branca, WHO

„Ein Softdrink ab und zu, oder Kaugummi: Da sollte man sich nach jetzigem Stand keine Sorgen machen", sagte Francesco Branca, Direktor der WHO-Abteilung für Ernährung und Lebensmittelsicherheit. „Wir empfehlen nicht, dass Verbraucher gänzlich auf Süßstoffe verzichten, aber wir empfehlen Zurückhaltung." Wer im Supermarkt überlege, ob er Softdrinks mit Zucker oder mit Süßstoff kaufen soll, ziehe am besten eine dritte Variante in Betracht, sagte Branca: „Wasser trinken" – oder andere Getränke ohne Süßmittel.

Die neue Einstufung als „möglicherweise krebserregend" wurde von der IARC am Freitag in der Fachzeitschrift The Lancet Oncology veröffentlicht. Sie sah in drei Studien mit Menschen begrenzte Hinweise auf einen Zusammenhang mit einer bestimmten Form von Leberkrebs (hepatozelluläres Karzinom).

Wichtig zu wissen: Die IARC-Fachleute beurteilen nur, ob ein Stoff im Prinzip Krebs verursachen könnte. Sie berücksichtigen nicht, wie viel davon ein Mensch zu sich nehmen müsste, um ein Krankheitsrisiko zu haben, erklärte Mary Schubauer-Berigan. Sie leitet das für die Einstufung zuständige IARC-Monographs-Programm.

Empfohlene Höchstmenge von 40 mg/ pro Körpergewicht

Risiko-Analysen für Menschen machen andere Institutionen, etwa der Ausschuss für Lebensmittelzusatzstoffe der WHO und der UN-Agrarorganisation FAO (JECFA), oder Behörden für Lebensmittelsicherheit wie das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).

Die empfohlene Höchstmenge von Aspartam liegt bei 40 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag. Den Grenzwert würde ein Mensch mit 70 Kilogramm Gewicht erst erreichen, wenn er an einem Tag neun bis 14 Dosen herkömmlicher Größe mit stark aspartamhaltigem Diät-Getränk trinkt, berichtete die WHO.

Die IARC-Fachleute fanden unter Hunderten Krebsstudien mit Menschen drei, die sich mit der Wirkung von Süßstoffen befassen. Sie prüften auch Studien mit Mäusen und Ratten. Alle Studien hätten aber für die Beurteilung von Aspartam gewisse Mängel aufgewiesen, räumten sie ein. Deshalb betont die IARC, dass die Beweislage begrenzt ist.

Nach Angaben von Schubauer-Berigan und Branca ist die neue Klassifizierung ein Aufruf an die Wissenschaft. Es seien dringend mehr Studien nötig. (APA)

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