"Krach" und Freundschaft: Leftovers spielen am Popfest
Mit ihrem im Vorjahr erschienenen Debüt "Krach" haben sie für Furore gesorgt, am Nova Rock durften sie jüngst zweimal die Bühne entern und nun erfährt auch das Wiener Popfest am Freitag die Energie der Leftovers: Die junge Wiener Rockband befindet sich gerade am Weg nach oben und fühlt sich dabei ziemlich wohl. "Wir sind sehr happy in der Position, in der wir sind, und freuen uns auf alles, was noch kommt", meint Drummer Leon Eder.
Und das ist tatsächlich einiges: Der Nachfolger zum energetisch aufgeladenen, zwischen Punk, Rock und Alternative pendelnden Debütalbum ist quasi im Kasten, mit "Risse" wurde kürzlich ein erster Appetithappen vorgelegt und Ende November startet dann auch die erste eigene Headlinertournee. Kein Wunder also, dass die Stimmung im Hause Leftovers passt, obwohl Sänger Leonid Sushon im APA-Gespräch verschmitzt anmerkt: "Das ist ja voll positiv - dabei sind wir doch eigentlich eine negative Band." Dem Lachen nach zu urteilen, das auf diese Aussage folgt, wird hier aber nicht alles so ernst genommen, wie es zunächst vielleicht scheint.
Ohnehin gilt für das Quartett, neben Eder und Sushon bestehend aus Bassistin Anna Grobauer sowie Gitarrist Alex Waismayer, dass viel durcheinander gequatscht wird und man sich gerne aufzieht. "Die gute Freundschaft ist auch das, was uns ausmacht", nickt Eder. Was aber nicht bedeutet, dass etwa der kreative Bereich immer komplett konfliktfrei abläuft. "Anfangs waren eher Alex und ich die Songwriter. Jetzt ist aber das Bewusstsein da, dass andere Leute auch etwas dazu zu sagen haben und wir somit einen Mittelweg finden wollen", so Sushon.
Dafür nötige Abstimmungsprozesse sind durchaus schwer zu verdauen. "Es ist manchmal schon hart, wenn sich Meinungen treffen - was ja auch schwer abzugrenzen ist von einem persönlichen Angriff." Bassistin Grobauer, die wie Schlagzeuger Eder ihr Instrument erst als Teil der Gruppe erlernt hat, fasst es kurz zusammen: "Ehrlich Leute, ich liebe euch - aber manchmal trefft ihr echt die falschen Entscheidungen!" Was darauf folgt? Natürlich wieder lautstarkes Lachen. Denn so heftig um Strukturen, Riffs oder Texte gerungen wird, geht es Letztenendes um das Gemeinsame - und das Wohl des Songs.
Auf die Nummern selbst mussten die Fans Mitte Juni beim Nova Rock länger warten: Am Tag ihres Auftritts gab die Bühnentechnik klein bei, weshalb die Leftovers ihren Aufenthalt im Burgenland kurzerhand verlängern mussten und am Folgetag als Abschlussband noch mal ran durften. Aber selbst ohne Licht und Verstärker zeigte sich die treue Fangemeinde angetan von ihrer Band. "Wir waren da die ganze Zeit schon auf der Bühne", erinnert sich Grobauer an den Moment. "Dann einfach zwei Schritte vor - und schon haben wir begonnen, mit ihnen zu kommunizieren."
Der Liveaustausch ist der jungen Gruppe - alle Mitglieder sind Anfang 20 - ohnehin enorm wichtig. Wobei der Umgang mit der eigenen Bühnenpersona herausfordernd sei. "Manchmal sehe ich Künstler und denke mir: Du spielst eine viel größere Person, als du eigentlich bist", sinniert Sushon. "Auch ich komme als Frontsänger manchmal in diesen Konflikt. Ist es jetzt authentisch, oder mache ich das nur, weil ich es woanders gesehen hab?" Für Eder ist es ein "Grat zwischen Künstlersein und Entertainer", auf dem man balanciert. Der Idealfall sei, "wenn man einfach loslassen kann".
In dieser Hinsicht sei auch eine gemeinsame Tournee mit Wanda hilfreich gewesen. "Es war cool zu sehen, wie bei ihnen das mit dem Publikum funktioniert hat", unterstreicht Grobauer. "Natürlich kann man sich da was abschauen, aber wir können das nicht einfach nur nachmachen." Von Sänger Marco Wanda schwärmt die Gruppe in höchsten Tönen. "Der ist authentisch as fuck", lacht Sushon. "Und da wird nicht nach Handbuch vorgegangen. Er ist ganz im Moment. Es ist letztlich ein Geben und Nehmen. Ohne Publikum passiert nichts, ohne uns passiert nichts." Da scheint es auch einerlei, ob es Strom gibt oder nicht - die Leftovers scheinen gekommen, um zu bleiben und sind live heuer auch beim Jazzfestival Saalfelden (18. August) zu erleben.
(Das Gespräch führte Christoph Griessner/APA)