Dramatischer Appell der Feuerwehr auf Rhodos: „Wir brauchen dringend Hilfe“
Die Waldbrände auf Rhodos wüten weiter, bereits gelöschte Feuer flammen wieder auf. Auch in anderen Teilen Griechenlands kämpfen die Feuerwehren gegen die Brände. Auf der Insel Euböa ist ein Löschflugzeug abgestürzt. Beide Piloten kamen ums Leben.
Athen – Die Brandgefahr in fast allen Regionen Griechenlands bleibt extrem hoch. Dies teilte am Dienstag der griechische Zivilschutz mit. „Wir erleben die schwierigsten Tage dieses Sommers“, sagte ein Sprecher der Feuerwehr aus der Zentrale des Zivildienstes in Athen.
Ein dramatischer Appell kam von der Ferieninsel Rhodos: Dort ist am Dienstagmittag ein neuer Brand nahe der Ortschaft Vati im Südosten der Insel ausgebrochen. Meterhohe Flammen breiteten sich in Richtung des bereits evakuierten Dorfes Gennada aus, wie Augenzeugen der dpa berichteten. „Wir brauchen dringend Hilfe, sonst brennt der Süden der Insel bis morgen komplett ab“, sagte ein Feuerwehrmann. Alle Kräfte seien zu dem aktuellen Brand gezogen worden, es geben einen starken Wind. Gewaltige schwarze Rauchwolken verdunkelten den Himmel.
Feuerwehrleute aus elf europäischen Staaten unterstützen die Griechen. Auf Rhodos seien neun Löschflugzeuge und vier Löschhelikopter im Einsatz; auf Korfu sechs Flugzeuge und vier Hubschrauber, teilte der Sprecher des Zivilschutzes mit.
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Starke Winde fachen die Waldbrände auf Rhodos weiter an. Sechs Dörfer nördlich und westlich der antiken Stätte von Lindos waren bereits am Morgen bedroht. Mit dem ersten Tageslicht wurden erneut Löschflugzeuge und -helikopter eingesetzt, um die Flammen in den Griff zu bekommen, wie die Feuerwehr am Dienstagmorgen mitteilte. „Die Löscharbeiten gestalten sich wegen der drehenden Winde sehr schwierig“, sagte ein Sprecher der Feuerwehr im staatlichen Rundfunk.
Brand im Norden von Korfu wieder aufgeflammt
Wegen starker Rauchbildung und einer Unterbrechung der Stromversorgung ist am Dienstag das Dorf Loutses im Norden der Ferieninsel Korfu evakuiert worden. Die Einwohner erhielten per SMS einen entsprechenden Aufruf des griechischen Zivilschutzes. Das griechische Fernsehen zeigte einige Touristen, die zu Fuß die Ortschaft verließen. Busse warteten auf sie am Rande des Dorfes, um sie in Sicherheit zu bringen.
Der Brand auf Korfu ist deutlich kleiner als der auf der Insel Rhodos, wie die Feuerwehr mitteilte. Der griechische Zivilschutz ordnet bei kleinster Gefahr vorbeugend die Evakuierung von Dörfern an.
Löschflugzeug auf Euböa abgestürzt
Beim Absturz eines Löschflugzeuges in Griechenland während eines Einsatzes auf der Insel Euböa sind zwei Menschen gestorben. Die zwei Piloten im Alter von 34 und 27 Jahren sind ums Leben gekommen, teilte der Generalstab der griechischen Luftwaffe am Dienstag mit. Das griechische Verteidigungsministerium ordnete eine dreitägige Trauer für die Streitkräfte an.
Der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis habe zudem eine für Mittwoch geplante Reise in die Republik Zypern abgesagt, teilte sein Büro mit.
Das Staatsfernsehen veröffentlichte ein Video, das den Absturz zeigen soll. Zu sehen ist, wie die Maschine Wasser abwirft, zur Seite fliegt, an Höhe verliert und mit der rechten Tragfläche am Boden aufschlägt. Danach steigen Flammen und Rauch auf.
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Mindestens 150 Quadratkilometer Fläche auf Rhodos zerstört
Nach ersten Schätzungen von Experten sind auf Rhodos etwa 150 Quadratkilometer Wald und landwirtschaftlich genutzte Fläche zerstört worden. Zudem seien nach Schätzungen von Tierschützern zahlreiche Rehe, Schildkröten und andere Wild- und Nutztiere verbrannt.
Von den Feuern bedroht ist auch eine seltene Damwildart, die Dama-Dama genannt wird. Viele dieser Tiere verendeten während der Waldbrände. Tiere, die überlebt haben, suchten nun nach Nahrung und Wasser in bewohnten Regionen, berichtete das Staatsfernsehen weiter.
Noch zwei Tage Extrem-Hitze
Unterdessen warnte das Wetteramt vor extrem hohen Temperaturen, die an diesem Dienstag und vor allem am Mittwoch in fast allen Landesteilen herrschen sollen. „Die Thermometer könnten vor allem am morgigen Mittwoch 46 und mehr Grad zeigen“, sagte eine Meteorologin im Nachrichtensender Skai. Starke Winde sollen zu einer Abkühlung auf 35 Grad führen.
Seit zwölf Tagen zeigen die Thermometer in den meisten Regionen des Landes Werte um die 40 bis 45 Grad. Das werde dann mit einer Dauer von mehr als zwei Wochen die längste Hitzewelle sein, seitdem es Messungen in Griechenland gibt, sagten Meteorologen.
Bevor die Abkühlung kommt, wird es einen letzten Hitze-Höhepunkt geben. Vor allem im Westen des Landes soll für Dienstag und Mittwoch ein aus Richtung Libyen kommender Wind erwartet: Es ist ein heißer, trockener Fallwind – der berüchtigte „Livas“. Dieser Fallwind sei extrem trocken und so heiß wie Luft aus einem Haartrockner, beschrieben Meteorologen das Phänomen. (dpa, TT.com)
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