Europa kämpft gegen Flammen: Hitze in Griechenland ist vorbei, Winde fachen Brände wieder an
Im Südosten von Rhodos brennt es noch immer. Bei Feuern auf Sizilien sterben drei Menschen. Andernorts sprechen die Einsatzkräfte von leichter Entspannung. So ist derzeit die Brand- und Wetterlage im Mittelmeerraum.
Athen, Palermo – Kein Ende der Brände in Griechenland. Im Südosten der Ferieninsel Rhodos flammten am Mittwochabend erneut an mehreren Stellen Brände wieder auf, von denen die Behörden geglaubt hatten, sie seien gelöscht. Auf der französischen Insel Korsika wurden über 200 Hektar Land zerstört. Auch in Kroatien und Portugal brachen Feuer aus. Doch vor allem Italien ist schwer betroffen. In Sizilien starben drei Menschen, ein weiteres Todesopfer wurde aus Kalabrien gemeldet.
Österreicher hielten sich am Mittwoch in keiner der betroffenen Regionen auf, erklärte das Außenministerium am Nachmittag. Der Krisenstab sei nun jedoch auch auf Italien, Kroatien, Portugal und die Türkei ausgeweitet worden, hieß es. Das Ministerium verwies am Mittwoch auch erneut auf die Reiseregistrierung und rief Urlauber auf diesen Service zu nutzen. „Beispielsweise sind aktuell nur 46 österreichische Urlauberinnen und Urlauber in Kroatien beim Außenministerium reiseregistriert", sagte eine Sprecherin mit Verweis auf Zahlen aus Kroatien. „Der kroatische Tourismusverband schätzt hingegen, dass sich derzeit rund 68.000 Touristen aus Österreich im Land aufhalten." In ganz Italien seien nur knapp 270 österreichische Reisende registriert, hieß es weiter.
Ein Überblick über die aktuelle Brand- und Wetterlage:
📍 Griechenland: Im Südosten der Ferieninsel Rhodos flammten am Mittwochabend erneut an mehreren Stellen Brände wieder auf, von denen die Behörden geglaubt hatten, sie seien gelöscht, berichteten Reporter griechischer Medien. „Es wird wieder ein schwieriger Tag für Rhodos“, sagte ein Sprecher der Feuerwehr im Staatsrundfunk. Dies gelte auch für die nächsten Tage. Touristen seien nicht in Gefahr.
Nach Angaben der Feuerwehr entstanden in den vergangenen 24 Stunden 61 neue Waldbrände. Die Flammen haben sogar die Vororte der großen griechischen Hafenstadt Volos erreicht. Der griechische Zivilschutz evakuierte rund 20 Ortschaften östlich von Volos. Löschflugzeuge und -hubschrauber versuchten, die Brände zu löschen.
Die Feuerwehr warnte, die Brandgefahr bleibe auch am Donnerstag für mehrere Regionen Griechenlands extrem hoch. Im ganzen Land hat es seit Wochen nicht mehr geregnet. Zudem herrschen seit rund zehn Tagen fast überall Temperaturen über 40 Grad und alles ist vertrocknet. Am Donnerstag soll zwar die Hitzewelle zu Ende gehen. Dies wird aber die Folge starker Winde sein, die bereits am Mittwochnachmittag einsetzen und die Flammen des kleinsten Brandes anfachen und zu einer Katastrophe führen können.
100 österreichische Urlauber wurden mithilfe des Außenministerium bereits aus dem Brandgebiet evakuiert, derzeit befindet sich keine Österreicherin bzw. kein Österreicher mehr in den betroffenen Bereich der Insel, hieß es am Dienstag. Ein eigens in Wien eingerichteter Krisenstab unter der Leitung des Generalsekretärs im Außenministerium, Peter Launsky-Tieffenthal, ist in ständigem Kontakt mit den österreichischen Touristen sowie den Reiseveranstaltern und Fluglinien. Das Team in der österreichischen Botschaft in Athen und auf Rhodos wurde verstärkt.
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SPÖ kritisiert österreichisches Krisenmanagement
Die SPÖ übte indessen Kritik am Krisenmanagement des Außenministeriums. Die außenpolitische Sprecherin Petra Bayr forderte Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) auf, umgehend eine Reisewarnung für Rhodos auszusprechen und eine Rückholaktion für Touristinnen und Touristen zu organisieren, die ihren Urlaub wegen der Brände abbrechen müssen. „Das Außenministerium muss hier endlich handeln und darauf vorbereitet sein, dass ähnliche Situationen jederzeit auch in anderen Urlaubsländern, wie Italien oder Spanien auftreten können", wurde Bayr in einer Aussendung zitiert. Dass nach wie vor auf der Homepage des Außenministeriums keine Reisewarnung für Rhodos zu finden sei, bedeute zudem dass Reisende mit Rhodos-Buchung individuell mit ihrem Veranstalter verhandeln müssten, sollten sie den Urlaub nicht antreten. Bayr verwies in diesem Zusammenhang auf Stornogebühren. „Bei einer Reisewarnung kann man hingegen einfach und kostenlos seine Buchung stornieren", hieß es.
In den vergangenen Stunden war es der griechischen Feuerwehr und Tausenden Helfern gelungen, das beliebte Feriendorf Gennadi im Südosten der Insel Rhodos zu retten. Auf Korfu im Nordwesten des Landes gebe es nur noch zerstreute Brandherde, die leichter bekämpft werden können. Auch auf der Insel Euböa entspannte sich die Lage. Zahlreiche Löschhubschrauber und -flugzeuge waren am Mittwoch am achten Tag in Folge im Einsatz, wie der staatliche Rundfunk (ERT) weiter berichtete.
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📍 Italien: Vor allem im Norden Siziliens ist die Lage kritisch. Drei Menschen sind in Folge von Bränden auf der italienischen Mittelmeerinsel gestorben. Insbesondere in der Provinz Palermo im Norden der Insel kämpften Einsatzkräfte auch am Mittwoch gegen Wald- und Flächenbrände. Zwei verkohlte Leichen wurden am Dienstagnachmittag in Cinisi bei Palermo in der Nähe des Flughafens gefunden. Eine ältere Frau starb in der Region, weil ein Rettungswagen nicht zu ihr fahren konnte, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete.
In Folge der Brände sind bereits Dutzende Hektar Wald und Buschland verbrannt. Die Feuerwehr war am Mittwoch nach eigenen Angaben mit mehr als 3000 Feuerwehrleuten und Löschflugzeugen im Einsatz. Die Lage in den restlichen Teilen Siziliens hat sich demnach im Vergleich zu Dienstag entspannt.
📍 Algerien und Tunesien: Am Mittwoch entspannte sich auch in Nordafrika die Lage langsam. In Algerien, wo mindestens 24 Zivilisten sowie 10 Mitarbeiter des Militärs ums Leben kamen, hatten Einsatzkräfte am Dienstagabend etwa 80 Prozent der Brände unter Kontrolle. In dem flächenmäßig größten Land Afrikas mussten zuvor rund 1500 Menschen in Dörfern in Sicherheit gebracht werden. Das benachbarte Tunesien erhielt Hilfe aus Algerien sowie Spanien, das unter anderem zwei Löschflugzeuge schickte. Die Einsatzkräfte machten gute Fortschritte beim Kampf gegen die Brände, sagte Tunesiens Innenminister Kamal Feki am Mittwoch. In einem Dorf in der Region Beja westlich von Tunis erstickte ein Schulleiter, wie die Staatsagentur TAP berichtete.
📍 Spanien und Portugal: In Spanien ist es in weiten Teilen weiterhin sehr warm und trocken, die Temperaturen sind aber für Juli nicht ungewöhnlich hoch. Derzeit gibt es weder eine neue Hitzewelle noch größere Waldbrände. In Portugal konnte ein Waldbrand in Cascais nahe der Hauptstadt Lissabon am Mittwoch unter Kontrolle gebracht werden, ebenso ein Waldbrand auf der zu Spanien gehörenden Atlantik-Insel Gran Canaria. Vergangene Woche hatte Spanien noch unter einer Hitzewelle geächzt, die dem Land gleich mehrere Temperaturrekorde bescherte.
📽️ Video | Weitere Brände im Mittelmeerraum
📍 Türkei: Im südtürkischen Antalya kämpften die Einsatzkräfte am Mittwoch den zweiten Tag in Folge gegen einen Waldbrand. Flugzeuge und Hubschrauber sind nach offiziellen Angaben im Einsatz. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, arbeiten die Piloten unter schweren Bedingungen: Die Gegend sei gebirgig, die Rauchentwicklung hoch und die Sicht schlecht. Am Dienstag waren aus Sicherheitsgründen zehn Häuser evakuiert worden. Touristen sind bislang nicht betroffen. In der Türkei war am Mittwoch vorerst der Höhepunkt einer Hitzewelle erreicht worden.
📍 Frankreich: Auf der französischen Mittelmeerinsel Korsika haben Waldbrände in der Nacht zum Mittwoch mehr als 200 Hektar Land zerstört. Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin schrieb auf Twitter, dass wegen des Feuers auch das Kloster von Corbara im Norden der Insel geräumt worden sei. Rund 200 Feuerwehrleute seien im Einsatz gewesen. Die Feuerwehr schrieb am späten Dienstagabend von einem Brand im nordkorsischen Ort Pigna. Starker Wind fachte die Flammen an. (APA/dpa, TT.com)
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