Umsatz gesteigert: Der Run auf die Egger-Spanplatten
Der Holzkonzern mit Stammsitz in St. Johann erwirtschaftete 4,45 Milliarden Euro. Während der Umsatz in der Corona-Krise stieg, sank der Gewinn um 31,3 Prozent.
St. Johann i. T. – Spannend. Ein Wort das Egger-Finanzchef und Sprecher der Gruppenleitung, Thomas Leissing, bei der Jahrespressekonferenz zum Geschäftsjahr einfiel: „Wir wissen oft nicht, was nächste Woche oder in zwei Wochen passiert.“ Das abgelaufene Geschäftsjahr 2022/23 sei gekennzeichnet gewesen von stark steigenden Zinsen, hoher Inflation, rückläufigen Neubauzahlen, sehr volatilen Rohstoff- und Energiemärkten sowie geopolitischen Unsicherheiten wie etwa dem Ukraine-Krieg.
„Wir konnten unseren Umsatz aber trotzdem um 5,1 Prozent auf 4,45 Milliarden Euro steigern. Allerdings kommt das von den Preissteigerungen“, erklärt Leissing. Aber es konnten nicht alle Kosten an die Kunden weitergegeben werden, was sich auch in einem satten Rückgang im Ergebnis niederschlägt: Der operative Gewinn (EBITDA) sank um 31,3 Prozent auf 602,5 Mio. Euro. Die Eigenkapitalquote liegt bei 45,9 Prozent. Damit pendelt sich das Ergebnis nach der außergewöhnlich hohen Nachfrage während der Pandemie auf einem langfristig nachhaltigen Level ein, heißt es seitens der Firmenleitung. Leissing: „Das war ein Boom, den wir nie wieder erwarten können.“
Die Marktlage habe sich völlig anders dargestellt als in den Vorjahren, bekräftigt Michael Egger jun., Leiter von Vertrieb und Marketing: „Auswirkungen auf die Nachfrage ergeben sich durch die gestiegenen Lebenshaltungskosten und den Rückgang der Baugenehmigungen.“ So erwirtschafteten die Produkte für den Möbel- und Innenausbau im abgelaufenen Geschäftsjahr ein Plus von 8,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, bei den Bauprodukten sank der unkonsolidierte Umsatz aber um 18,7 Prozent. „Das operative Geschäft macht uns nicht euphorisch. Unser größter Markt, Deutschland, befindet sich seit drei Quartalen in einer Rezession“, ergänzt Leissing. Hinzu kommen unter anderem Herausforderungen durch die Währungsentwicklung in Argentinien. An den beiden Werken in Russland will die Firma Egger festhalten. Die Situation sei stabil. „Wir produzieren mit 1200 Mitarbeitern in Russland für Russland. Wesentlich ist die Einhaltung der Sanktionen, die wir auch unterstützen“, erklärt Leissing.
Das Thema Nachhaltigkeit soll bei der Egger-Gruppe auch in Zukunft eine große Rolle spielen. „Wir konnten unsere Anlagen gut ausnutzen und 9,6 Millionen Kubikmeter Holzwerkstoffe und Schnittholz produzieren“, schildert Hannes Mitterweissacher, Leiter von Technik und Produktion.
Künftige Investitionsschwerpunkte entlang der Nachhaltigkeitsstrategie seien die Rohstoffsicherung, der Bau von Biomassekraftwerken und Photovoltaikanlagen sowie die Arbeitssicherheit. Im abgelaufenen Geschäftsjahr sei auch ein entscheidender Wachstumsmeilenstein erfolgreich realisiert worden. Das 21. Werk der Egger-Gruppe befindet sich in Caorso in Italien. Egger hat eine Mehrheitsbeteiligung am Holzwerkstoffhersteller SAIB. Hier wird zu 100 Prozent recyceltes Holz verarbeitet. Mitterweissacher: „Jetzt wollen wir das Werk auch unabhängig von Gas machen.“
Aber auch die Logistik soll umweltfreundlicher werden, wie Logistik-Leiter Frank Bölling erklärt: „Wir versuchen eine maximale Gewichtsauslastung der Lkw zu erreichen. Momentan liegt diese bei 89 Prozent. Wo es geht, versuchen wir eine Lieferung per Bahn. Derzeit verfügen elf unserer Werke über einen Bahnanschluss.“ Fast 36 Prozent der Stapler und 12 Prozent der Pkw würden schon elektrisch fahren. Auch mit Wasserstoff betriebene Lkw werden getestet.