Klimaaktivisten legten Verkehr am Brenner zum zweiten Mal lahm: Zwölf Anzeigen nach Klebe-Protest
Matrei am Brenner – KlimaaktivistInnen haben am Samstagvormittag, einem der stärksten Reisetage des Jahres, die Brennerautobahn A13 in Fahrtrichtung Süden blockiert. Wie die Polizei berichtet, hielten um 11 Uhr zwei Autofahrer im Bereich Matrei plötzlich ihre Fahrzeuge an – offenbar Mitglieder der Aktivistengruppe Letzte Generation. Sechs Personen klebten sich daraufhin an der Straße fest und brachten den Verkehr dadurch komplett zum Erliegen. In kürzester Zeit baute sich ein mehrere Kilometer langer Stau auf.
Tumultartige Szenen folgten: Aufgebrachte Verkehrsteilnehmer versuchten, die Demonstranten von der Fahrbahn zu zerren. Die Letzte Generation teilte Videos davon auf Twitter und schrieb: „Wir werden getreten, gezerrt, festgehalten und gestoßen.“ Erst als Polizisten eintrafen, konnte der Konflikt beendet werden – das bestätigte auch die Exekutive. Die Beamten lösten die festgeklebten Personen von der Fahrbahn und trugen sie von der A13.
Nach 20 Minuten war ein Fahrstreifen wieder für den Verkehr frei. Nach etwa einer Stunde, um kurz vor 12 Uhr, war die Blockade aufgelöst und beide Spuren wieder befahrbar. Der entstandene Stau löste sich wegen des starken Reiseverkehrs nur langsam auf. Laut Polizei wurden am Ende zwölf Aktivisten angezeigt.
Mit der Blockade wollten die Mitglieder der Letzten Generation einmal mehr auf das Thema Klimaschutz aufmerksam machen. „Während Südeuropa brennt und weltweit Hitzerekorde fallen, fordern die Bürger:innen endlich Taten beim Klima- und Überlebensschutz – insbesondere die Umsetzung der Empfehlungen, die der Klimarat vor mehr als einem Jahr vorlegte“, so die Gruppierung in einer Aussendung.
500 Festnahmen in Österreich seit Jänner
Bereits Mitte Juni war die Brennerautobahn als „Höhepunkt“ einer Protestwoche in Innsbruck vorübergehend blockiert worden. Damals war die Demonstration binnen einer halben Stunde aufgelöst worden, sieben Anzeigen waren gefolgt. Im Raum stehende strafrechtliche Konsequenzen hatten die Betroffenen jedoch dann nicht zu befürchten. Man werde kein Ermittlungsverfahren einleiten, da kein Anfangsverdacht auf eine gerichtlich strafbare Handlung vorliege, hatte es seitens der Staatsanwaltschaft Innsbruck geheißen.
Seit 1. Jänner 2023 wurden von der Polizei in Österreich mehr als 2000 Verwaltungsanzeigen nach Aktionen von Klimaaktivisten erstattet, teilte die Polizei-Pressestelle am Samstag in einer Aussendung mit. Demnach gab es heuer bisher ca. 500 Festnahmen bei rund 150 Aktionen. (TT.com)
Kritik von SPÖ, ÖVP und FPÖ
Die erneute Brenner-Blockade führte auch zu Reaktionen der Landespolitik. Landeshauptmannstellvertreter Georg Dornauer (SPÖ) nannte die Aktion „störend und absurd“. Die Dringlichkeit des Themas sei ihm bewusst, jedoch: „Dringlichkeit birgt auch immer die Gefahr einer Radikalisierung."
Tirols ÖVP-Klubchef Jakob Wolf meinte: „Das hat nichts mehr mit Klimaschutz zu tun.“ Auf Tirols Autobahnen gelte ohnehin fast überall bereits jetzt Tempo 100, die Aktivisten wären besser beraten, „sich irgendwo im Osten oder direkt beim Verkehrsministerium anzukleben“.
Die „Klimaterroristen" würden ÖVP, SPÖ und Grünen „auf der Nase herumtanzen“, kritisierte wiederum Tirols FPÖ-Chef Markus Abwerzger. Er ortete ein „Alarmsignal“ und „Komplettversagen auf allen politischen Ebenen“.
Höhepunkt im Reiseverkehr