„Gefährlich dumm“

Britischer Politiker hält Klimawandel für „wahrscheinlich vorteilhaft“

David Frost sieht im Klimawandel Vorteile.
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David Frost, ehemaliger Brexit-Minister, erklärte in einer Rede vor dem Oberhaus des britischen Parlaments, dass der Klimawandel "wahrscheinlich von Vorteil" für Großbritannien sei. Schließlich würden mehr Menschen an Kälte als an Hitze sterben.

London – Schon in den letzten Jahren geriet der britische Politiker David Frost, der von Boris Johnson geadelt wurde, immer wieder in die Negativschlagzeilen. Er war eine der treibenden Kräfte im Ausstieg Großbritanniens aus der EU und sprach sich gegen Covid-Schutzmaßnahmen aus. Jetzt sorgt er erneut für Aufsehen, diesmal mit seinen Ansichten zum Klimawandel.

Als Brexit-Minister unterstützte er den ehemaligen Premierminister Boris Johnson.
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Diese sind schon länger bekannt, schließlich ist er einer der größten Kritiker der Klimaneutralität. Um die Klimaneutralität zu erreichen, müssten kriegsähnliche Anstrengungen erbracht werden, prophezeite er in einer Mitteilung auf der Plattform X. Da würde er eine produktive Wirtschaft bevorzugen. Weiters bezeichnet er die Abhängigkeit von Autos als eine "gute Sache", denn öffentliche Verkehrsmittel seien "niemals gut genug für ein freies Volk".

Letzte Woche legte er bei einer Rede vor dem Oberhaus des britischen Parlaments, wo er aufgrund seines Status als Lord Frost übrigens einen lebenslangen Sitz hat, noch einmal nach. Um seine Argumente zu untermauern, zitierte er dem Guardian zufolge aus einem Bericht des Government Actuary's Departments, in dem der Rückgang von Todesfällen im Winter mit milderen Temperaturen begründet wurde. Daher sei der Klimawandel "wahrscheinlich von Vorteil", schlussfolgerte Frost.

Das Government Actuary's Department warnt in den darauffolgenden Absätzen, dass die Sterblichkeitsrate aber in Zukunft wegen Hitze und anderen klimabedingten Ereignissen wie Überschwemmungen steigen könnte. Diesen Teil des Berichts hielt Lord Frost nicht für erwähnenswert.

Den Auswirkungen des Klimawandels blickt er entspannt entgegen. "Wir können uns an die durchaus überschaubaren Folgen der langsam steigenden Temperaturen anpassen", behauptet er in seiner Rede. Besagte "langsam ansteigende Temperaturen" sorgten im Vorjahr in Großbritannien für eine Dürre. Wie der Guardian berichtete, starben zudem am heißesten Tag des Jahres, an dem in Großbritannien zum ersten Mal seit Beginn der Aufzeichnungen 40 Grad herrschten, 638 Menschen mehr als sonst. An diesem 19. Juli 2022 fingen in London außerdem Zuggleise Feuer.

Letzten Sommer verursachte die Hitze eine Dürre.
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Dementsprechend empört reagieren die Briten und Britinnen nun auf die Aussagen von Frost. "Wenn Blödsinn-Reden eine Straftat wäre, müsste Lord Frost lebenslänglich sitzen", stellt ein X-User fest. "Noch nie habe ich von nützlichen Überschwemmungen gehört. Kann Frost bitte die Vorteile näher erläutern?", schreibt ein anderer.

Ein weiterer warnt vor den Folgen, die die Erderwärmung auf Großbritannien haben könnte: "Es mag schön sein, im Vereinigten Königreich etwas wärmeres Wetter zu haben, aber näher am Äquator werden Millionen von Menschen irgendwann durch die globale Erwärmung vertrieben und die Wildtierstrukturen auf der ganzen Welt zerstört werden, was ungeahnte Folgen für das Vereinigte Königreich haben wird."

Viele zweifeln nach seiner Brexit-Politik außerdem an Frosts Kompetenz. Nachdem er 2020 noch damit geprahlt hatte, einen fantastischen Deal mit der EU verhandelt zu haben, sagte er vor Kurzem auf der Plattform X: "Großbritannien ist jetzt eine arme Nation". Dieser Widerspruch entging auch den X-UserInnen nicht. "Es ist fast so, als wäre dem Land in der jüngeren Geschichte etwas Erstaunliches passiert. Ich frage mich, was es gewesen sein könnte?", lautet einer der Kommentare.

Auch aus den politischen Reihen schlägt dem Baron viel Kritik entgegen. Michael Russell, Präsident der schottischen Partei SNP, nennt Frosts Aussage zur Erderwärmung "völligen Blödsinn und gefährlich dumm". Frost besäße "nicht einen Funken an Wissen" über den Klimawandel und seine Auswirkungen. (TT.com)