Brutaler Mord

Weil er tanzte: Junger Mann in New York erstochen

O'Shea Sibley wurde nur 28 Jahre alt.
© Kemar Jewel

Tanzen war sein Beruf. Am Samstag wurde O’Shea Sibley dafür an einer Tankstelle in New York ermordet. Eine Gruppe von Männern griffen seine Freunde und ihn an, ein 17-Jähriger stach schließlich auf ihn ein. Er verstarb im Krankenhaus. Es war eine wahrscheinlich homophob motivierte Attacke.

New York – O'Shea Sibley war ein professioneller Tänzer und Choreograph, der in New York City lebte und arbeitete. Jetzt ist der 28-Jährige nach einer Messerattacke verstorben. Besonders die LGBTQ-Community trauert um den jungen Mann, der selbst homosexuell war.

Einem Bericht der New York Times zufolge tankte Sibley mit seinen Freunden an einer Tankstelle in Brooklyn und voguete dabei zur Musik von Sängerin Beyoncé. Unter "vogueing" versteht man das rhythmische Posieren zur Musik. Der Tanzstil entstand in den New Yorker Ballrooms der 1980er-Jahre, die von Schwarzen und lateinamerikanischen LGBTQ-Communites geprägt wurden.

Während Sibley und seine Freunde zu Beyoncés Musik tanzten, kam laut der New York Times eine Gruppe junger Männer auf sie zu und beschimpften sie mit homophoben Ausdrücken. Sibley und sein Freund Otis Pena setzten sich daraufhin zur Wehr und sagten ihnen, dass nichts falsch daran sei, schwul zu sein. Die Angreifer und Sibley begannen miteinander zu kämpfen, einer von ihnen stach auf den Tänzer ein. Sein Freund Pena habe versucht, erste Hilfe zu leisten und die Blutung zu stoppen, berichtete die New York Times. Vergebens, denn O'Shea Sibley starb im Krankenhaus im Alter von nur 28 Jahren.

Wir mögen schwul sein, aber wir existieren. Wir werden nicht in Angst leben. Wir werden uns nicht verstecken.
Otis Pena (Freund)

Freunde und Angehörige des Verstorbenen stehen unter Schock. "Es ist ein sinnloses Verbrechen", wird seine Tante zitiert. "O'Shea war ein Friedensstifter. Alles, was er tun wollte, war tanzen." Der junge Mann sei aktivistisch sehr engagiert gewesen. Er habe seinen Körper als Mittel zum Protest eingesetzt und sei an vorderster Front marschiert.

Otis Pena, der versucht hatte, seinen Freund zu retten, äußerte sich in einem Video: "Sein Name war O'Shae, und ihr alle habt ihn getötet. Ihr habt ihn direkt vor meinen Augen ermordet. Wir als Community haben das nicht verdient. Wir mögen schwul sein, aber wir existieren. Wir werden nicht in Angst leben. Wir werden uns nicht verstecken."

Beyoncé gedenkt getötetem Tänzer

Sängerin Beyoncé, zu deren Album "Renaissance" O'Shea Sibley an diesem Samstagabend getanzt hatte, gedenkt dem Künstler. Auf ihrer Webseite steht: "Rest in Power O'Shea Sibley".

GLAAD, eine Organisation von LGBTQ-AktivistInnen, hatte zuletzt von einem Anstieg an Gewalt gegen die LGBTQ-Community berichtet. Ein Beispiel dafür ist der Mord an Josiah "Jonty" Robinson, einem schwulen Sänger, Model und Schauspieler. Sein lebloser Körper wurde im Juni dieses Jahres an einem Strand in seinem Heimatland, dem karibischen Inselstaat Grenada, gefunden. Am Abend zuvor hatte er den Angaben einer Freundin zufolge an dem selben Strand ein Konzert gegeben. Die Ermittlungen laufen noch, doch da Robinson während Lebzeiten immer wieder mit Homophobie konfrontiert wurde, gehen seine Angehörigen davon aus, dass auch sein Mord homophob motiviert war.