Antisemitische Aussagen von Kanye West können Adidas nichts anhaben
Der von Kanye West desginte Sneaker „Yeezy“ bedeutete für Adidas Milliardenumsätze, im Oktober beendete der Sportartikelhersteller jedoch die Zusammenarbeit mit dem Skandalrapper. Grund dafür: seine antisemitischen Äußerungen. Wie Adidas nun trotzdem Gewinne mit der umstrittenen Ware macht.
Herzogenaurach – Klobige Treter oder Sneaker mit Stil: Wer den feinen Unterschied erkennt, kann mit dem trendigen Schuh viel Geld machen – vor allem, wenn er in Kooperation mit einem namhaften Prominenten entstanden ist. Bestimmte Modelle der „Yeezy“-Reihe beispielsweise erzielen auf dem Markt mittlerweile mehrere tausend US-Dollar.
Die Adidas-Sportschuhe, die seit 2015 mit dem Künstler Kanye West produziert werden, sind Kult in der Sneaker-Szene. An den hohen Wiederverkaufswerten der modischen Geldanlage ändern auch die antisemitischen Äußerungen des US-Rappers Kanye West nichts. Immerhin reagierte Adidas im Oktober mit der Beendigung der Zusammenarbeit und stellte die Produktion der Serie ein.
Nach dem Ende der Kooperation saß das Unternehmen zunächst auf Schuhen im Wert von Hunderten Millionen Euro. Die Restbestände zu vernichten – wegen der Kritik an mangelnder Nachhaltigkeit vonseiten der Öffentlichkeit sowie einer Einbuße von 700 Mio. Euro – keine Option.
Stattdessen entschied sich der neue Adidas-Chef Bjørn Gulden im Frühjahr für den Verkauf der restlichen Lagerbestände – und macht damit trotz des Skandals sogar ein gutes Geschäft. Wie das geht? Für Sneaker-Experten Phillip Kassel ist der Gewinn keineswegs widersprüchlich.
„Auch wenn es wegen einer Kontroverse ist – als Käufer interessiert mich, dass das Objekt limitiert ist.“, sagt Kassel. Er erinnere sich noch an die Zeiten, als Kanye West eine Kooperation mit dem Sporthersteller Nike hatte: Die Menschen kampierten tagelang vor den Geschäften, um die Schuhe zu ergattern – die Stückzahlen waren sehr limitiert.
Die hohen Erlöse von Adidas mit dem kontroversen „Yeezy“ sollen nicht nur das Jahresminus drosseln, sondern ein „signifikanter Betrag“ soll auch an Organisationen, die sich gegen Diskriminierung, Hass, Rassismus und Antisemitismus einsetzen, gespendet werden.
Sich – wie Adidas – bei gesellschaftlich relevanten Themen klar zu positioneren, sei eine erfolgreiche Strategie, betont Kommunikationsexperte Thomas Koch. „Man wäre nicht anders aus dem Dilemma herausgekommen“, so Koch. Damit versuche man, sich freizukaufen – und das mehr oder weniger erstaunlich erfolgreich. (APA/dpa-AFX, TT.com/jb)