Salzburger Festspiele

„Der kaukasische Kreidekreis“: Weitermachen, wo Brecht aufhört

Der Kampf um ein Kind zwischen zwei Frauen steht im Mittelpunkt von Bertolt Brechts „Der kaukasische Kreidekreis“ (Probenfoto).
© Rittershaus

Salzburg – Im Salzburger Festspielsommer herrschen in den Fächern Oper und Konzert Pomp und Trara, mit entsprechendem Promi-Auflauf in den berühmten Spielstätten der Hofstallgasse. Das Schauspiel führt vergleichsweise ein Schattendasein, wenn man den zum Event hochgezüchteten „Jedermann“ einmal ausklammert.

Schauspielchefin Bettina Hering, auf sie folgt nach der aktuellen Saison die Russin Marina Davydova, hat viel versucht, um das Sprechtheater zu positionieren. Im Vorjahr wurde beispielsweise eine Neuschreibung von Schnitzlers „Reigen“ durch zehn zeitgenössische AutorInnen auf die Bühne gebracht – mit mäßigem Echo.

Heuer läuft es besser: Die Theaterfassung von Michael Hanekes Film „Liebe (Amour)“ in der Regie von Karin Henkel darf als geglückt betrachtet werden. Und mit großem Interesse blickt man an der Salzach einer weiteren Schauspielpremiere am heutigen Samstag entgegen: jener von Bertolt Brechts „Der kaukasische Kreidekreis“ in der Szene Salzburg.

Es wird kein klassischer Brecht-Abend. Das ist in der Salzburger Fassung gar nicht möglich. Mit Helgard Haug vom deutschen Künstlerkollektiv „Rimini Protokoll“ ist eine Regisseurin zugange, die für ungewöhnliche Zugänge steht und den traditionellen Theaterbegriff sprengt.

Haug wollte von Brecht eigentlich die Finger lassen, auch aufgrund zahlreicher Auflagen seitens des Verlags und der Nachkommen. Doch der Verlag willigte ein, Brechts Text zu verwenden. Es wird nun eine Neuinszenierung „nach Bertolt Brecht“, die da ansetzt, wo die Vorlage eigentlich endet. Brechts Stücke würden zu oft „museal aufgeführt“, befindet Regisseurin Haug. Sie will den Dramatiker auf seine „Heutigkeit hin überprüfen“.

Speziell ist auch die Besetzung: Fünf SchauspieIerInnen stammen vom Theater HORA, einem Schweizer Ensemble mit kognitiv beeinträchtigten Menschen.

Die TT wird von der Premiere des „Kaukasischen Kreidekreises“ berichten. (mark)